In der Regel werden im Kreditvertrag variable Zinsen vereinbart. Das bedeutet: Ihr Kreditzinssatz besteht aus einem variablen Marktzinssatz und einer fixen Bankmarge als Aufschlag auf den Marktzinssatz.
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Diese Bankmarge wird während der Laufzeit häufig angehoben: In einem mir bekannten Extremfall von 1,5 % auf 4,0 % innerhalb von 10 Jahren. Bei Konsumenten ist dies prinzipiell unzulässig, bei gewerblichen Krediten zumindest fraglich. Begründet von der Bank wird es mit Formulierungen im Kleingedruckten wie etwa erhöht sich um steigende Refinanzierungskosten.
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Unabhängig davon, ob dies im Einzelfall zulässig ist oder nicht: Um die Bank, einen Anwalt oder einen anderen Kreditgeber anzusprechen, muss man zunächst wissen, woran man ist. Dafür reicht es zumeist aus, jedes Jahr einen (unterschiedlichen) Monat der Zinsrechnung zu kontrollieren.
Das benötigst du für deine Rechnung:
Aus deinem Kreditvertrag:
- Höhe der Bankmarge
- Name und Zeitpunkt des Marktzinssatzes, z.B. 3-Monats-EURIBOR zwei Werktage vor neuer Zinsperiode.
Von der Oesterreichischen Nationalbank:
- Höhe des Marktzinssatzes zum angegebenen Termin (www.oenb.at).
Aus Ihren Kontoauszügen:
- Kontosalden mit Datum
- Zinssatz oder Zinsergebnis (oft fehlt der Zinssatz im Kontoauszug, was bereits ein Hinweis auf einen falschen Zinssatz sein kann).
Nach dieser Formel gehst du vor:
Innerhalb der Zinsperiode (Monat oder Quartal) rechnen wir jetzt mit der Zinsformel:
Zinsen = Kapital * (Tage / 360) * (Zinssatz / 100)
Hierzu einige Anmerkungen:
- Üblicherweise werden die Tage kalendertagegenau ermittelt. Der Monat Februar mit 28 bzw. 29 Tagen, der März mit 31 Tagen u.s.w. Dabei wird vom Beginndatum der Zinsrechnung bzw. der letzten Änderung des Kreditbetrages (Sollsaldo) bis zum nächsten Änderungsdatum bzw. Enddatum der Zinsrechnung gerechnet.
- Die Division durch 360 bedeutet, dass das Jahr mit nur 360 Tagen gerechnet wird. Hier gibt es zwar auch die kalendertagegenaue Berechnung, in Österreich üblich ist aber die Verwendung von 360 Tagen bei Krediten. Der Grund: bei 365 Zinstagen und einer Division durch 360 Jahrestage kommt es quasi zu einer kleinen Erhöhung der Kreditzinsen.
So gleichst du das Ergebnis ab:
Je nach vorhandenen Daten im Kontoauszug kontrolliere jetzt:
- Mit dem ermittelten Kreditzinssatz (Bankmarge lt. Kreditvertrag plus Marktzinssatz von OENB) die Zinsberechnung durchführen und das Ergebnis der Zinsrechnung mit dem Abrechnungsergebnis im Kontoauszug vergleichen
- Den ermittelten Kreditzinssatz (Bankmarge lt. Kreditvertrag plus Marktzinssatz von OENB) mit dem Kreditzinssatz im Kontoauszug vergleichen (sofern dort angegeben) und das Zinsergebnis zusätzlich nachrechnen.
Ja, um diese Rechnung mit spielerischer Leichtigkeit zu absolvieren, benötigt man etwas Übung. Aber auch eine gewisse Mühe sollte nicht abschrecken: Der Aufwand kann sich lohnen!
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