1. Du kannst auf bestehende Kunden aufbauen
Ein erfolgreicher Betrieb hat einen Stammkundenstock und damit eine solide Basis an Umsätzen, Serviceverträgen oder Ähnlichem. Mit frischen Ideen sollte es dir nicht nur möglich sein, die bestehenden Kunden zu halten und ihnen Neues anzubieten, du kannst auch weitere Zielgruppen ansprechen und Kunden dazugewinnen.
2. Alle Betriebsgenehmigungen sind schon vorhanden
Den mühsamen Papierkram und allfällige bauliche Maßnahmen, die für die Betriebsanlagengenehmigung nötig sind, vom Arbeitnehmerschutz verlangt werden oder umweltrechtlich vorgeschrieben sind, hat dein Vorgänger schon erledigt. Das ist nicht nur bei Produktionsbetrieben Gold wert. Außerdem triffst du in der Regel auf ein eingespieltes Team von Mitarbeitern, für das diese Themen kein Neuland sind.
3. Du kannst auf bestehende Betriebsmittel und Prozesse aufbauen
Eine Grundausstattung an Betriebsmitteln und Anlagevermögen ist bereits vorhanden und du kennst die wichtigsten Lieferanten. Letzteres ist nicht zu unterschätzen, denn neue Beschaffungswege zu finden ist üblicherweise zeit- und kostenintensiv.
Auch Produktions- und Dienstleistungsprozesse sind bereits eingespielt, die Mitarbeiter wissen, wann wo was zu tun ist. Was nicht heißt, dass du Prozesse nicht verändern sollst. Aber du fängst nicht bei Null an. Und du kannst auf das jahrelange Know-how deiner Mitarbeiter zurückgreifen: Diese kennen die Branche, den Markt, die Kunden und die Mitbewerber – ein wichtiger Vorteil!
Solltest du doch investieren müssen bzw. wollen, sind meist nur Ergänzungsinvestitionen nötig, die nicht den zeitlichen Aufwand und die Mittel wie die Neuerrichtung eines Betriebes benötigen.
4. Digitalisierung: Der Sprung auf den nächsten Level
Wenn ein Betrieb übernommen wird und damit frischer Wind in die Führungsstruktur kommt, sind Digitalisierungsprozesse einfacher durch- und umzusetzen. Du kannst Geschäftsmodelle neu andenken und Prozesse optimieren.
TIPP: Vermittle deinen Mitarbeitern, dass sie sich dank Digitalisierung auf das Wesentliche konzentrieren können und ihnen langweilige Routinen abgenommen werden. Verbinde die Übernahme mit positiver Aufbruchsstimmung! Vielleicht hatten einige Mitarbeiter ohnehin in den letzten Jahren das Gefühl, dass einiges geändert werden sollte. Deine Initiative kann Sicherheit vermitteln und motivieren.
5. Bestehendes lässt sich besser bewerten
Einen Betrieb zu übernehmen kostet natürlich Geld. Allerdings: Den Betrieb gibt es, der ist da. Mit seinen Kunden, den Mitarbeitern, den Ressourcen, den Netzwerken und Verbindungen, seinem guten Ruf und vielem anderen mehr. Er ist ein eingespieltes organisches System, das sich vielleicht sogar über Jahrzehnte entwickelt hat.
Es gibt verschiedene Bewertungsmethoden. Am einfachsten sind die Multiplikatormethoden. Dabei wird das EBIT (= Betriebsergebnis), je nach Branche mit Faktoren von 4 bis 7 multipliziert, und daraus wird der Unternehmenswert abgeleitet. Voraussetzung ist natürlich, dass der Betrieb gewissen Branchenerfordernissen standhält und gut geführt ist.
TIPP: Frag dich: Was würde es kosten, wenn du selbst den Betrieb aufbauen müsstest? Hättest du heute überhaupt die Chance, einen Betrieb soweit zu bringen und gegenüber den Mitbewerbern am Markt zu positionieren? Rechne nach:
- Innerhalb wie vieler Jahre lässt sich der Kaufpreis amortisieren? Führ vor dem Kauf deine eigene Betriebsprüfung durch!
- Gibt es stille Reserven?
- Welche Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung gibt es? Welche Optimierungs- und Kundenpotenziale liegen noch brach?
Nach einer solchen Prüfung kann ein zunächst hoch erscheinender Unternehmenswert wieder günstig aussehen. Wenn du dir nicht sicher bist, wende dich an spezialisierte Nachfolgeberater:innen.
6. Du steigst in ein vorhandenes Netzwerk ein
Verbindungen zu Kunden, Partnern, Lieferanten, Banken und Meinungsbildnern bilden das Netzwerk eines Unternehmens. Klär mit dem Betriebsübergeber, inwieweit er dir in der Einarbeitungsphase behilflich ist und bereit ist, diese Kontakte zu teilen, damit du etwa Vereinbarungen für die Zusammenarbeit übernehmen kannst.
TIPP: Wenn ein Unternehmen stark auf die Person des Unternehmers zugeschnitten ist, könnten mit seinem Abgang Kunden, Mitarbeiter bzw. Partner verloren gehen. Das könnte dir wiederum niedrigere Deckungsbeiträge bescheren. Berücksichtige dies bei der Betriebsbewertung! Halte im Übernahmevertrag fest, was passiert, wenn Schlüsselpartner ab der Übernahme nicht mehr mit dir zusammenarbeiten wollen.
Und bedenke: Die Unterstützung des Betriebsübergebers kann hilfreich sein. Dauert sie zu lang, könnte aber deine Autorität im Betrieb darunter leiden, gemäß dem Highlander-Prinzip Es kann nur einen geben. Entscheidungen musst letztendlich du fällen.
7. Du übernimmst ein Team
Im Idealfall übernimmst du ein eingespieltes und erfahrenes Team und damit das Know-how und die Verbindungen der Mitarbeiter.
TIPP: Klär vor der Übernahme unbedingt, ob dir das Team auch nach dem Abgang des bisherigen Chefs/der Chefin erhalten bleibt. Such eine Möglichkeit, dein zukünftiges Team in der Übergangsphase zwischen Kaufentscheidung und Übernahme näher kennen zu lernen, Vertrauen aufzubauen und für dich zu gewinnen. Schaff eine authentische, offene und ehrliche Gesprächsbasis und vermittle, wie es weitergehen soll.
Mitarbeiter wollen Sicherheit, einen Arbeitsplatz, der Entwicklungsmöglichkeiten bietet, Wertschätzung – und sie wollen, gerade in kleineren Unternehmen, nicht bloß eine Nummer sein. Unsicherheiten, die aus mangelnder Kommunikation entstehen und alle möglichen Gerüchte sprießen lassen, sollten keinen Platz haben. Es liegt in deiner Verantwortung, damit aufzuräumen.
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