Auf die Frage, wie wir Menschen zum Zuhören motivieren können, wirst du vielleicht sagen: Ganz einfach, das Thema muss faszinieren. Aber genügt das schon? Denk an all die Vorträge, deren Thema dich ursprünglich interessiert hat, die du dann aber bestenfalls im Wachkoma überstanden hast: Expertenwissen allein reicht nicht aus. Was braucht es also noch, damit du – unabhängig vom Thema – bei deinem Gegenüber Interesse weckst?
Arbeite an dir und deiner Ausstrahlung
Menschen mit der berühmten Ausstrahlung haben es wesentlich einfacher, gehört zu werden. Doch was bedeutet das? Welche Eigenschaften benötigst du dafür? Ich kann dich beruhigen: du musst nicht wie ein Filmstar aussehen. Es sind vielmehr Eigenschaften wie Authentizität, Selbstbewusstsein, kommunikative Fähigkeiten, Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit, die andere Menschen anziehen.
Um diese zu erlangen, solltest du dich mit dir selbst auseinandersetzen und dir deiner Stärken, aber – vor allem – auch deiner Schwächen bewusst werden.
Lerne deine blinden Flecken kennen
Jeder Mensch hat blinde Flecken, also Eigenschaften, die uns nicht bewusst sind, die allen anderen jedoch auffallen. Meist handelt es sich um lästige Angewohnheiten: Manche Menschen schnalzen während des Sprechens ständig mit der Zunge, andere spielen mit ihrer Kleidung, ihrem Stift oder kratzen an der Nagelhaut. Oder sie wackeln mit dem Kopf wie ein Wackel-Dackel. Meist sind das Zeichen der Unsicherheit.
Viele Frauen versuchen mit Dauerlächeln Sympathie zu gewinnen. Andere haben gelernt, ernst zu bleiben, um ihre Souveränität zu unterstreichen. Und dann gibt es noch die ehemaligen Klassenkasperln, die der Meinung sind, ihre Mitmenschen in erster Linie unterhalten zu müssen. Das ist für die Zuhörenden vielleicht amüsant, für sie selbst auf Dauer zu anstrengend. Diese Liste ließe sich noch lange weiterführen.
Sei dir bewusst, dass wir drei Persönlichkeiten haben: so wie wir sind, wie wir sein möchten und wie uns die anderen sehen. Dort, wo sich diese drei Persönlichkeiten überlappen, liegt unser authentisches Ich.
Tipp 1: Mach eine Fremdbildanalyse
Mit deren Hilfe lernst du deine blinden Flecken und vor allem deine Stärken kennen. Dein Körper ist dein Instrument, er ist dein USP und du ihn bewusst einsetzen. Laufe nicht vor dir selbst davon, wenn du noch nicht zufrieden bist. Ohne Training geht es nicht. Denk an Profimusiker:innen oder Profisportler:innen. Auch diese trainieren kontinuierlich, um ständig besser zu werden.
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Sprich klar und deutlich
Das klingt einfach und logisch – ist es aber nicht. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ihre Sprechweise vom Inhalt ablenkt. Ob Nuscheln, Buchstabenverschlucken, schlechte Artikulation, starker Dialekt oder Akzent, zu schnelles oder zu langsames Reden, aber auch zu viel Fachjargon: Sobald es dem Publikum schwer fällt, dir zu folgen, wird es sich abwenden oder gedanklich abschweifen. Leider trauen sich nur die Wenigsten, dich auf diesen Mangel anzusprechen. Dass aus solchen Geschäftsterminen aber kaum Resultate zu erwarten sind, versteht sich von selbst.
Tipp 2: Arbeite an deiner Aussprache
Nimm dich beim Sprechen auf, frag eine Person, die dir nicht zu nahe steht, ob sie dich mühelos versteht. Oder nimm dich einfach auf. Klare Artikulation ist Trainingssache. Es gibt jede Menge Übungen, mit denen du rasch Ergebnisse erzielen. Verzichte aber auf die berühmte Übung mit dem Korken zwischen den Zähnen, denn die meisten Menschen beißen viel zu stark zu und verkrampfen ihren Kiefer. Besser ist es, in den oberen Daumenknochen zu beißen, da du ein starkes Zubeißen sofort spüren wirst!
Die deutliche Artikulation führt mich gleich zum nächsten Punkt:
Mach dich mit deiner Stimme vertraut
Wenn du einen Termin hast, wirfst du einen letzten Blick in den Spiegel, siehst die Unterlagen durch, überprüfst, ob Handy und Laptop geladen und in der Tasche verstaut sind. Doch wer von euch hat je die Stimme überprüft, um herauszufinden, wie sie klingt? Kraftvoll, energiegeladen, warm, angenehm im Klang – oder doch eher kratzig, leise, unsicher, heiser, metallisch? Die wenigsten tun es. Diejenigen, die den Stimmtest ab und zu wagen, sind jedoch klar im Vorteil. Denn unsere Stimme ist unser Markenzeichen und verrät mehr, als uns lieb ist: Herkunft, Kompetenz, soziale Schicht, emotionaler Zustand, Krankheit, um nur einige zu nennen.
Nimm dich beim Sprechen auf
Etwa mit Hilfe deines Smartphones. Bist du zufrieden? Dann herzlichen Glückwunsch. Gefällt dir deine Stimme nicht, musst du nicht verzweifeln. Oft sind wir anfangs überrascht, weil sich unsere Stimme fremd anhört. Denn selbst hören wir uns nicht nur über die Ohren, sondern auch über die Schädelknochen. Wichtig ist jedoch zu wissen, wie uns andere wahrnehmen. Offenbar ist die Stimme ein Tabuthema. Niemand kommt dir und sagt: Du klingst wie Micky Maus!, Heute ist deine Stimme wieder besonders metallisch und unangenehm oder Dein ständiges Nuscheln nervt mich total.
Tipp 3: Gehen Sie zur Stimmanalyse
Ein Kunde hat einmal zu mir gesagt: Ich höre mir die Stimmaufnahme sicher nicht an, ich hasse meine Stimme. Schön, habe ich geantwortet, du kannst deinen Kopf gerne in den Sand stecken, wir aber müssen dir Tag für Tag zuhören. Es macht keinen Sinn, davonzulaufen. Jede Stimme lässt sich verbessern. Der Klang der Stimme hat sehr viel mit unserem Atem zu tun. Die meisten Erwachsenen atmen in die Brust, die Indifferenzlage – also die eigentliche Stimmlage – kommt aber aus dem Bauch. Lass dich beraten und steigere dein Selbstvertrauen durch eine kraftvolle, wohlklingende Stimme.
Reden ist Silber, zuhören ist Gold
Wenn du nicht gerade auf einer Bühne stehst und eine Keynote holst, wirst du wahrscheinlich ein ganz gewöhnliches Gespräch mit deiner Gesprächspartnerin oder dem Gesprächspartner führen. Solche Unterhaltungen laufen oft so ab: Während du deinem Gegenüber etwas erzählst, schustert sie oder er bereits die Antwort im Kopf zusammen, ein Monolog reiht sich an den anderen. Interesse zu wecken bedeutet nicht zwangsläufig, dass du das Wort übernimmst und deine Gesprächspartner:innen unterhältst. Versucht es einmal umgekehrt und höre einfach nur zu. Stelle Fragen und pass genau auf, wie oft du das Gespräch unterbrechen möchtest, um deine eigene Meinung oder die eigenen Erfahrungen loszuwerden. Gar nicht so einfach, aktiv zuzuhören und sich dabei selbst zurückzuhalten. Probier es aus.
Tipp 4: Entspann und höre nur zu
Gute Kommunikator:innen beherrschen das Heraushören von Bedürfnissen. Hör auf, jemandem etwas einreden zu wollen. Finde lieber durch weitere Fragen heraus, ob dein Gegenüber dein Dienstleistung oder dein Produkt überhaupt benötigt. Und wie du ihr oder ihm helfen kannst. Wichtig: überzeuge dich selbst und inspiriere dadurch andere!
Fazit
Gute Kommunikation muss erlernt, aber vor allem oft geübt werden. Auch Roger Federer wagt sich nicht aufs Tennisfeld, ohne vorher bis zur Perfektion trainiert zu haben. Betrachte dienen Körper als Instrument und setze dieses bewusst ein. Du wirst überrascht sein: Mit den richtigen Übungen schaffst auch du die Transformation zur charismatischen Gesprächspartner und charismatischem Gesprächspartner.
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