Neue Möglichkeiten und Formate dank Corona
Corona brachte vielen Branchen einen kräftigen Digitalisierungsschub. Wir mussten uns mit Kommunikations-Methoden wie Microsoft Teams und Zoom vertraut machen. Die Folge war ein reges Interesse an Online-Aufstellungen – sowohl bei Systemaufsteller:innen als auch bei an Aufstellungsarbeit interessierten Firmenkunden wie Einzelpersonen. Und dieses Interesse wird auch in Zukunft weiter bestehen.
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Warum ich mir da so sicher bin? Weil Online-Aufstellungen nicht nur Sprachgrenzen überwinden, sondern auch dank einer neuen geographischen Unabhängigkeit das Einzugsgebiet aller Beteiligten enorm erweitert. Das Wegfallen der Reisen spart Zeit und Kosten und minimiert so den CO2-Ausstoß pro Person. Und auch Menschen, die weniger Geld zur Verfügung haben, können nun weltweite Aufstellungsangebote nutzen.
Was Systemaufstellungen betrifft, sind wir also, dank Corona, näher zusammengerückt.
Corona und die Umstände der Pandemie haben neue Formate hervorgebracht und den Nutzen von Aufstellungsarbeit für Fragestellungen in Krisen unterstrichen. Mit keinem anderen Tool lassen sich psycho-soziale und wirtschaftliche Fragen für Österreich, die EU und die ganze Welt besser betrachten, als mit Online-Systemaufstellungen. Mit keinem anderen Tool können Möglichkeiten der Potentialentfaltung nach Corona so gut sichtbar und erlebbar gemacht werden.
Die Wirkung von Online-Aufstellungen
Ist die Wirkung nun besser, schlechter, gleich oder einfach nur anders? Vom Output her haben Online-Aufstellungen die gleiche Wirkung, wie live-Aufstellungen. Aufstellungen am Online-Systembrett sind durch den möglichen Perspektivenwechsel sogar besser: Durch das Drehen des Brettes lässt sich die Aufstellung von oben betrachten und die Funktion des Hineingehens ermöglicht es, sich in alle auf dem Brett vertretenen Positionen zu versetzen.
Worin unterscheiden sich Live- von Online-Aufstellungen?
- In Live-Aufstellungen kann der/die Aufstellungsleiter:in durch Herumgehen im Raum alles sehen. In Teams oder auf Zoom sehen wir nur die Gesichtsausdrücke, d.h. als Aufstellungsleiter:in sehe ich nicht, wohin die einzelnen Repräsentant:innen schauen. Das verändert die Arbeitsweise von Online-Aufstellungen insofern, als mehr verbal er- und geklärt werden muss.
- In Online-Aufstellungen sehen wir die 3D-Sicht der Welt von jemand anderem (Matthias Varga von Kibéd). Aber es ist z.B. nicht möglich, jemandem direkt in die Augen zu schauen, weil wir ja nur in die Kamera schauen.
- In Online-Aufstellungen ist es z. B. möglich, das Zoom-Namensfeld von Manuela Mätzener in Mutter zu verändern, um für den Protagonisten leichter in Resonanz zu gehen und die eigene Ausdrucksfähigkeit zu erhöhen.
- Gut ist auch, dass andere Teilnehmer:innen ihre Kameras wegschalten können, sodass nur der/die Klient:in und der/die Leiter:in auf dem Bildschirm sichtbar sind. Das tut dem Prozess gut und macht den Aufstellungsprozess viel konzentrierter.
Letztlich müssen Systemaufstellungen ausschließlich für den/die Klient:in Sinn machen. Wie Inszenierungen von live-Aufstellungen (Elemente aus dem Psychodrama, Ritualarbeit mit Gegenständen und Symbolen, u.v.m.) sich auch online umsetzen lassen, ist sicher noch zu überlegen.
Vieles funktioniert sehr ähnlich: die Arbeitsweise generell mit Vorgespräch – Online-Aufstellung – Nachgespräch, das In-eine-Repräsentation-gehen und daraus abfragen können. Jeder Mensch hat die Fähigkeit, in eine Rolle hineinzuschlüpfen und auf seine eigene Wahrnehmung zu achten. Insofern funktioniert auch bei Online-Aufstellungen das Arbeiten mit Repräsentant:innen.
Digitale Arbeitsweisen und Tools
- Das Online-Systembrett von Georg Breiner ist einfach zu bedienen und verbindet Systemaufsteller:innen und ihre Kund:innen unabhängig von Raum und Zeit. Darüber hinaus bietet es einen schützenden und sicheren Online-Raum.
- Mit dem digitalen Coachingspace von Sören Straßmann können Therapeut:innen, Psycholog:innen, Berater:innen und Coaches ortsunabhängig immer und überall Ihre Beratungsdienstleistungen anbieten, sich mit Ihren Klient:innen vernetzen und neue Kunden gewinnen:
- Mit einem digitalen Whiteboard haben Sie die Möglichkeit, zu jeder Zeit Skizzen und Diagramme zu zeichnen und diese mit anderen Usern zu teilen. Aktuell gängige Whiteboards sind https://conceptboard.com/ und https://www.mural.com/, aber auch das Online-Aufstellen mittels PowerPoint ist weit verbreitet – vor allem bei Klient:innen, zu denen bereits ein Vertrauensverhältnis besteht.
- Arbeit mit Bodenankern und dem Abfotografieren desselben; diese Arbeit eignet sich besonders gut für Miniaturformate bzw. für abstrakte Aufstellungen.
- Online-Aufstellungen mit Avataren können z.B. mit https://www.tricat.net oder mit https://www.systemicvr.net/umgesetzt werden. Diese 3D-Aufstellungsart kommt der live-Aufstellung mit Repräsentant:innen am nächsten, bedarf aber einer gewissen Vorbereitungs-, Lern und Übungszeit vor der ersten Anwendung mit Echtklient:innen. Ebenso stehen Kegel, weitere Gegenstände und Bodenanker zur Verfügung, die z.B. für Online-Aufstellungen zu zweit oder in kleinen Gruppen bestens geeignet sind.
- Empfehlenswert ist auch das Digital Constellation Programm, eine Software für digitale Aufstellungen. Das Besondere daran ist, dass wahlweise manuell wie beim Systembrett gearbeitet werden kann, oder aber das Programm die Elemente automatisch, basierend auf einem Algorithmus positioniert. Der Algorithmus stellt die Aufstellung ganz ohne Repräsentant:innen am Bildschirm dar.
Worauf ist bei Online-Aufstellungen besonders zu achten?
Ehe man mit Online-Aufstellungen beginnen kann, muss der/die Anwender:in lernen, wie die neue Technologie bzw. das konkrete Programm funktioniert. Gegebenenfalls muss auch in Technik investiert werden. Benötigt werden
- eine stabile Internetverbindung,
- ein Laptop bzw. Desktop-PC mit einer Bildschirmgröße von mindestens 14 Zoll,
- ein zweiter Bildschirm,
- ein Standmikrophon,
- eine Maus mit Mausrad,
- ein Headset (BT),
- eine eigene Kamera (Webcam bzw. Handy als Webcam nutzen), etc.
Vor einer Online-Aufstellungen müssen eventuelle Ängste und Vorbehalte gegenüber der Technologie abgebaut und die Rahmenbedingungen und Funktionsweisen geklärt werden, z.B.
- das Aufstellungsfeld durch Präzisierung der Raumgröße hinter dem Bildschirm (2x2 m),
- die gemeinsamen Blickrichtung von links und rechts,
- das Videobild der RepräsentantInnen i.s. von Bildausschnitten aus unterschiedlichen Perspektiven, die von den Mitwirkenden gesehen werden,
- dem Nutzen von Bodenankern durch den/die Klient:in und Platzmarkierungen bei den jeweiligen Repräsentant:innen, u.v.m.
Es empfiehlt sich, ein gemeinsames Koordinatensystem festzulegen und sich auf eine gemeinsame Sprache zu einigen, z.B. ein 9-Felder-Koordinatensystem mit Nord-Süd- und Ost-West-Ausrichtung.
Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer bekräftigen: Die hypno-systemische Sprache unterstützt die Resonanz der einzelnen simultanen Aufstellungen. Und weiter: Wir setzen als Gastgeber die systemische Gestik von Händen bewusst in Online-Aufstellungen ein. Nähe und Distanz lassen sich im Bild gut zeigen und ebenso leicht sprachlich übersetzen.
ACHTUNG: Bei Arbeiten mit Online-Tools muss generell auf kürzere Einheiten und mehr Pausen geachtet werden, da die Teilnehmenden und Mitwirkenden schneller ermüden. Auch bedarf die Arbeit mit digitalen Medien einer enormen Selbstdisziplin und der Notwendigkeit, Arbeits- und Bewegungszeiten bewusst einzuräumen.
Möglichkeiten und Grenzen der Online-Aufstellung
Generell lässt sich sagen, dass Online-Aufstellungen funktionieren und gleich wirksam sind, wie Live-Aufstellungen. Dennoch sind die Einstellungen aller Beteiligten (hinderliche Glaubenssätze und emotionale Widerstände) von großer Bedeutung.
- Manche Kolleg:innen erleben z.B. die Gruppengröße als subjektive Begrenzung (z.B. Einzelarbeit und Gruppen bis zu fünf Personen als besser als größere Gruppen) bzw. als etwas anstrengend.
- Gleichzeitig reduziert sich die Zeit der Sitzung, da ein direkter Einstieg nach dem Einwählen möglich ist.
Die gute Nachricht ist, dass sich seit Corona viele Experimentierfelder aufgetan haben und so gemeinschaftlich viele Ideen und neue Erfahrungen gesammelt werden. Körper- und verhaltensbetonte Arbeiten sind allerdings noch weniger gut erforscht als kognitive und hypnotherapeutische Ansätze.
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Für welche Thematik passt welche Methode?
Natürlich gibt es Menschen, die sich persönlich in einer Gruppe treffen möchten und schon darauf freuen, endlich wieder live aufzustellen. Ebenso gibt es andere, die Freude daran gefunden haben, Neues auszuprobieren und die sich einer Online-Aufstellungsgruppe angeschlossen haben. Andere bekräftigen, dass sich durch Online-Aufstellungen ihre persönliche Lebensqualität verbessert hat, weil sie flexibler und spontaner geworden sind und mehr Zeit für sich selbst gewonnen haben.
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