Was bedeutet Factoring?
Beim Factoring verkauft ein Unternehmer seine offenen Forderungen an einen Factor, um rascher an Liquidität zu kommen: Der Factor streckt das Geld vor und überbrückt so die Zeit, bis die offene Forderung vom Debitor (also vom Kunden des Unternehmers) bezahlt wird. Der Unternehmer bekommt also sofort nach Erbringung seiner Leistung Geld.
WICHTIG: Factoring funktioniert nur im B2B-, also Business-to-Business-Bereich. Offene Forderungen von Konsumenten kommen für Factoring nicht in Frage.
Wann ist Factoring für kleine Unternehmen eine gute Lösung?
Factoring bietet sich dann an, wenn mit der Leistungserbringung ein längeres Zahlungsziel (z.B. 30 – 90 Tage) verbunden ist. Gerade für kleine Unternehmen ist regelmäßige Liquidität wichtig, z.B. um pünktlich Löhne, Steuern oder auch die eigenen Lieferanten zu bezahlen.
Ein weiterer Punkt ist auch, dass der Factor die Bonität der Debitoren prüft. Gerade kleinere Unternehmen können durch den Ausfall eines großen Kunden schnell in Bedrängnis geraten.
WICHTIG: Factoring hat nichts mit Inkasso zu tun. Beim Inkasso geht es darum, fällige Forderungen einzutreiben. Auch die Eintreibung von Exekutionstiteln fällt nicht unter Factoring. Beim Factoring wird lediglich eine offene Rechnung vorfinanziert.
Wie finde ich den geeigneten Factoring-Partner?
Die meisten Factoring-Anbieter definieren sich selbst nach dem Umsatz. Das bedeutet, potentielle Kunden müssen gewisse Umsatzgrößen erreichen, z.B. einen Mindestumsatz von 5 Mio. Euro pro Jahr. Es gibt aber auch Factoring-Anbieter, die explizit auf kleine und mittelständische Unternehmen ausgerichtet sind.
Wichtig ist auch, welche Branchen der Factoring-Anbieter abdeckt, denn manche schließen gewisse Branchen aus.
Und schließlich kommt es auch darauf an, welche Factoring-Varianten der Anbieter offeriert. Die Erfahrung zeigt, dass kleine Unternehmen mit Full-Factoring am besten versorgt sind: Bei Full-Factoring übernimmt der Factor neben der Finanzierung auch das Debitoren-Management, d.h. der Unternehmer muss sich nicht um allfällige Mahnungen kümmern, sondern kann sich ganz auf sein Kerngeschäft konzentrieren.
Woran erkenne ich einen seriösen Factoring-Anbieter?
Ihr potentieller Factoring-Partner sollte Sie mit einer klaren Aufstellung der Möglichkeiten und den damit verbundenen Kosten überzeugen. Diese sollten schon auf der Website gut verständlich aufbereitet sein. Die Kontaktaufnahme sollte einfach sein, sie sollten rasch einen persönlichen Termin bekommen. Ein guter Factoring-Partner wird offen mit Ihnen sprechen und Ihnen auch beratend zur Seite stehen. In Österreich ist eine Vollbanklizenz Voraussetzung für einen Factoring-Anbieter.
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Wie läuft Factoring ab?
Der Ablauf selbst ist einfach:
- Vetragsabschluss: Factoring-Anbieter arbeiten ähnlich wie Banken: Bevor der Factor einen Vertrag mit Ihnen abschließt, prüft er die wirtschaftlichen Unterlagen Ihres Unternehmens (Jahresabschluss, offene Posten-Listen, Saldenliste, etc.). Wichtig sind die Bonität der Debitoren (also der Kunden des Unternehmens) und geordnete wirtschaftliche Verhältnisse des Unternehmens selbst.
- Verkauf der Rechnung: Ist der Vertrag einmal abgeschlossen, schickt der Unternehmer einfach seine offenen Forderungen an den Factor.
- Prüfung der Rechnung: Der Factor prüft die Werthaltigkeit (also ein Nachweis, dass die Leistung auch erbracht wurde, z.B. ein Lieferschein) der Rechnung sowie die Bonität der Debitoren.
- Finanzierung der Rechnung: Der Factor überweist den Betrag auf das Konto des Unternehmens.
Was kostet Factoring?
Die Factoring-Gebühr hängt von mehreren Faktoren ab: vom Umsatz, von der jährlichen Anzahl der Rechnungen, der Branche, der Zahlungsziellänge, etc. Sie beginnt bei ca. 1,0 % vom Brutto-Rechnungswert und reichen bis zu 3,0%.
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