Homeoffice und die damit verbundene Distanz zu den Kolleg:innen erhöht die Anforderungen an die Zusammenarbeit. Die Gefahr von Kommunikationslücken und Missverständnissen steigt. Denn während sich im persönlichen Gespräch an Mimik und Körpersprache ein aufkeimendes Unbehagen erkennen lässt, fällt bei Kommunikation über Online-Tools dies Möglichkeit der Gesprächssteuerung weg. Es braucht also noch mehr Klarheit in der Kommunikation.
Voraussetzung dafür ist in erste Linie Selbstreflexion: Viele Konflikte werden durch Missverständnisse ausgelöst oder verstärkt. Dazu kommt, dass Kommunikationsbedürfnis und Kommunikationsstil von Mensch zu Mensch verschieden sind.
Der erste Schritt besteht in jedem Fall in der Einsicht, dass andere möglicherweise anders ticken. Das ist nicht so einfach, wie es zunächst klingt. Unsere Eigenarten sind uns so vertraut und selbstverständlich, dass wir sie auch bei anderen als gegeben voraussetzen. Doch was für mich normal ist, kann für andere befremdlich sein.
Verhaltensprofile und Konfliktpräferenzen
Jeder Mensch entwickelt im Laufe der Zeit Präferenzen bezüglich seines Verhaltens bei Konflikten. Der renommierte Wissenschaftsverlag Wiley hat auf Basis umfangreicher psychologischer Studien das höchst innovative Analysetool Productive Conflict entwickelt.
Basis dafür ist das DiSG-Modell (Akronym für dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft), das helfen soll, menschliches Verhalten besser zu verstehen, Unterschiede zu erkennen und mit diesen besser umzugehen.
- Dominante Menschen zeichnet aus, dass sie direkt, ergebnisorientiert, bestimmt, willensstark und energisch sind.
- Initiative Menschen sind typischerweise extrovertiert, begeistert, optimistisch, ausgelassen und lebhaft.
- Stetige Menschen haben die Vorzüge, ausgeglichen, entgegenkommend, geduldig, bescheiden und taktvoll zu sein.
- Gewissenhafte Menschen charakterisiert, dass sie analytisch, reserviert, präzise, zurückgezogen und systematisch sind.
Diese unterschiedlichen Verhaltensprofile haben jeweils Vor- und Nachteile – insbesondere bei Konflikten. Speziell, wenn wir uns ärgern oder kränken verfallen wir häufig in die destruktiven Verhaltensmuster.
Dominanter D-Typ
Destruktive Tendenzen
- Unempfindlichkeit
- Ungeduld
- Will sich durchsetzen und schafft so Win-Lose-Situationen
- Wenig Bereitschaft für Kompromiss, Konsens oder Nachgeben
- Überrumpelt andere
Produktive Tendenzen
- Spricht Konflikte an
- Geradlinigkeit bei Ansichten
- Erkennt schwierige Themen an
- Bereitschaft zu objektiver Diskussion
Initiativer I-Typ
Destruktive Tendenzen
- Wird übermäßig emotional
- Fällt anderen ins Wort
- Impulsivität
- Beschönigt Spannungen
- Greift persönlich an
Produktive Tendenzen
- Vermittelt Mitgefühl
- Ermutigt
- Offener Dialog
- Gibt Bestätigung
- Verbalisiert Emotionen
- Kreativität in der Kompromiss- und Konsensfindung
Stetiger S-Typ
Destruktive Tendenzen
- Zieht sich zurück
- Gibt nach, um anderen zu gefallen
- Lässt Themen unter der Oberfläche köcheln
- Vermeidet Spannungen
Produktive Tendenzen
- Zeigt Flexibilität
- Achtet auf die Gefühle anderer
- Kommuniziert taktvoll
- Hört anderen zu
- Findet Kompromisse
- Ist bereit, nachzugeben
Gewissenhafter G-Typ
Destruktive Tendenzen
- Abwehrhaltung
- Setzt passiv-aggressive Taktiken ein
- Wird übermäßig kritisch
- Isoliert sich selbst
- Überanalysiert die Situation
Produktive Tendenzen
- Analysiert die Grundursache des Konflikts
- Klärt die Probleme
- Gibt anderen Raum
- Fokussiert sich auf die Fakten
Quelle: DiSGProfil.eu
Die destruktiven Seiten in Konflikten umpolen
In konfliktträchtigen Situationen ist unser Verhalten häufig von Glaubenssätzen geprägt, die unserer Persönlichkeit entsprechen.
- Diese automatisierten Verhaltensweisen sind meist destruktiv. Unsere Emotionen können wir uns nicht aussuchen. Sie entstammen körperlichen Affekten.
- Wenn es uns aber gelingt auf eine innere Alarmglocke zu hören, können wir automatisierte kontraproduktive Verhaltensmuster in neue zielführende umpolen.
Reflexionsfähigkeit nutzen
Vielleicht sind dir Glaubenssätze wie Wenn ich mich nicht durchsetze, ist das ein Zeichen von Schwäche. (als D-Typ) oder auch Wenn ich nicht nachgebe, werde ich nicht mehr gemocht. (als S-Typ) oder Warum verstehen die anderen nicht, wie ich die Welt sehe? (als I-Typ) oder Warum sind die anderen so emotional? Wir müssen nur die Sachlage analysieren. (als G-Typ) vertraut.
Wenn es dir gelingt, diese automatisierten Gedanken zu erkennen, kannst du die daraus resultierenden kontraproduktiven Verhaltensweisen unterbinden.
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Auf unterschiedliche Typen einstellen
Du kannst die Direktheit von D-Typen schätzen. Die besten Chancen hast du bei ihnen, wenn du Probleme direkt ansprichst.
Lass dich vom Optimismus von I-Typen anstecken. Vermittle ihnen, dass du die Standpunkte vom Gegenüber nachvollziehen kannst, auch wenn du selbst andere Standpunkte vertrittst.
Gib S-Typen, die eher zum Zuhören neigen, genügend Zeit und Raum, um ihre Anliegen zum Ausdruck zu bringen. Bleib taktvoll und diplomatisch, auch wenn der Konflikt eskaliert.
Gib G-Typen Zeit zum Nachdenken. Bei diesen Menschen kannst du mit sachlichen Analysen und Argumenten punkten.
Dein individuelles persönliches DiSG-Profil zeigt dir, worin deine Konfliktfallen mit den unterschiedlichen Typen liegen und wie du diese meistern kannst.
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