Wir haben unsere Stärken – und unser Schwächen
Als Unternehmer haben wir aufgrund unserer Fähigkeiten und Stärken unternehmerische Schwerpunkte im eigenen Unternehmen – aber, damit verbunden, bei gewissen Aufgaben auch blinde Flecken. Bei mir selbst ist das z.B. alles, was mit Zahlen zu tun hat, wohingegen ich in visionären und personenbezogenen Themen stark bin.
Aus meiner 30jährigen unternehmerischen Erfahrung und dem Aufbau von Netzwerken und kongenialen Teams ist mir aufgefallen, wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener Aspekte für den unternehmerischen Erfolg ist.
Sieben Aspekte müssen gut zusammenspielen
Diese Aspekte bezeichnen wird als 7 Tore. Es sind:
- Tor 1: Unternehmer:in & Familie
- Tor 2: Unternehmensleitbild
- Tor 3: Angebot & Markt
- Tor 4: Team & Umfeld
- Tor 5: Positionierung & Marke
- Tor 6: Kunden & Vertrieb
- Tor 7: Geschäftsmodell & -steuerung
Was kann das in der Praxis bedeuten?
Beispiel 1: Schwäche bei Tor 7
Ich habe einen Kunden, bei dem im Außen scheinbar alles total gut lief: Extremer Einsatz der Eigentümerfamilie, ein tolles Team, herausragende Produkte, gute Lieferantenbeziehungen, rege Präsenz auf den Social Media-Kanälen, ungebrochener Zustrom von Kunden; die Umsatzzahlen stiegen von Jahr zu Jahr und dennoch stimmte etwas mit dem Ertrag nicht, denn immer wieder fehlte Geld, um die laufenden Rechnungen zu zahlen.
Hier kam im Gespräch erhöhter Handlungsbedarf im Tor 7 Geschäftsmodell & -steuerung heraus. Indem die Margen bei den Fremdprodukten erhöht wurden und eine eigene ertragreiche Produktlinie eingeführt wurde, wurde der viele Einsatz auch materiell belohnt!
Beispiel 2: Schwächen bei TOR 1 und TOR 4
Bei einem anderen Kunden ist das Produkt ebenfalls grandios. Die große Passion der beiden Gründer und Eigentümer zieht sich bis ins Marketing und somit bis zum Kunden erfolgreich durch. Dennoch lief es im Unternehmen nicht rund, denn aufgrund privater Streitigkeiten zwischen dem Gründerehepaar war die Stimmung im Unternehmen mies und die gesamte Belegschaft zunehmend demotiviert.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis das auch die Kunden spüren bzw. bis sich diese extremen Spannungen auch in den Zahlen niederschlagen würden. Hier haben wir dem Kunden Konfliktmanagement und Teambuilding empfohlen – also Maßnahmen, die sich aus Tor 1 Unternehmer:in & Familie und Tor 4 Team & Umfeld ableiten ließen.
Zahlen, Daten, Fakten und Emotionen unter einem Hut
Das gute Zusammenspiel von Emotionen mit Zahlen, Daten und Fakten ist Voraussetzung für Stabilität im Unternehmen. Sobald der Fokus auf nur ein Element fällt, wird das System instabil.
Mit einer ganzheitlichen Betrachtung der 7 Tore wird systemische Unternehmensführung sichergestellt. Bei der Standortbestimmung werden sowohl Zahlen erhoben als auch im persönlichen Gespräch Eigen- und Außensicht einander gegenüberstellt. Damit wird sichergestellt, dass bei jenen Erfolgsfaktoren angesetzt wird, bei denen aus aktueller Sicht der größte Handlungsbedarf besteht, um vorhandene Dysbalancen auszugleichen.
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So läuft der 7-Tore-Check ab
Der 7 Tore-Check dient einer kompakten Analyse und wird zum Objektivieren der Ausgangslage vor Beginn eines Beratungsprojektes eingesetzt.
Zu Beginn werden die bisherige Entwicklung und die Erwartungen für die Zukunft festgehalten. Alle wirtschaftlichen Themen werden mit Vergangenheit (vor drei Jahren), der Gegenwart und der Zukunft (Erwartung in drei Jahren) abgefragt. Berücksichtigt werden klassische Faktoren wie Umsatz, Ergebnis, Liquidität und gut vom Unternehmen leben können, außerdem Kunden, Absatz, Mitarbeiter und Angebotspallette, aber auch Märkte.
Dann werden Fragen zu den einzelnen Toren gestellt.
Tor 1: Unternehmer:in & Familie
Dieses Tor spiegelt die persönliche und emotionale Klarheit des/der Unternehmer:in wider. Es beschäftigt sich mit internen und externen Ressourcen, mit dem eigenen Selbstverständnis und einer möglichen Stellvertreter:innen- bzw. Nachfolge-Regelung.
Tor 2: Unternehmensleitbild
Jede:r Gründer:in ist getragen von einer kraftvollen Vision! Vision und Unternehmenskultur geben einem Unternehmen Kraft und Orientierung und schaffen Loyalität und Zugehörigkeit für die Mitarbeiter:innen. Erst mit der Klarheit über Vision, Mission und Werte lassen sich strategische Ziele für ein Unternehmen definieren und in einem Management-Handbuch (Organigramm, Stellenbeschreibung, Prozesslandkarten?) zusammenfassen. Dieses Tor fragt ab, wie viele der genannten Aspekte bereits niedergeschrieben sind und somit im Innen und Außen kommuniziert werden können.
Tor 3: Angebot & Markt
In diesem Tor geht es darum, Klarheit darüber zu erlangen, welche Produkte und Dienstleistungen die Probleme der Kunden lösen. Ziel ist es, bewerten zu können, wie schlüssig das Unternehmen sein Leistungsportfolio und seine Zielkunden definiert hat und ob Modelle vorhanden sind, mit denen der Unternehmer schnell auf Veränderungen der Bedürfnisse seiner Kunden reagieren kann. Für eine Beurteilung der Ausprägung einzelner Elemente in diesem Tor ist eine ausreichende Branchenkenntnis notwendig.
Tor 4: Team & Umfeld
Die Fragen zu diesem Tor beschreiben das Umfeld und das Team des Unternehmens. Der Begriff Stakeholder (Anspruchsgruppen) spielt dabei eine zentrale Rolle. Stakeholder sind Personen oder Organisationen, welche einen Anspruch (Erwartung) an die Person des Unternehmers oder an das Unternehmen haben. Dazu zählen z.B. die Mitarbeiter:innen, die Kunden, die Lieferanten, die Gesellschaft, die Medien, die Bank/en, ... aber auch die Familie – gerade bei Klein- und Kleinstunternehmer:innen. Es gilt dabei, zu hinterfragen, wie bewusst dem Unternehmen seine Stakeholder sind und ob es sie und ihre Ansprüche kennt.
Tor 5: Positionierung & Marke
Bei diesem Tor geht es um die aktuellen Gedanken zur Positionierung des Unternehmens im Marktumfeld. Aufbauend auf der Visualisierung der Positionierung auf der Lymbic map können Unternehmen Dritten ihre Vision, Mission, Werte und die darauf abgestimmten Alleinstellungsmerkmale, Zielgruppe und Angebot nahebringen und konkret zielführende Maßnahmen ableiten.
Je mehr Klarheit über die eigene Positionierung besteht, desto effizienter kann der/die Unternehmer:in sein/ihr Handeln wirtschaftlich lenken, Mitarbeiter:innen und Lieferanten zielorientiert führen und Kunden punktgenau ansprechen.
Tor 6: Kunden & Vertrieb
Dieser Abschnitt fokussiert auf die Vertriebsarbeit als Beitrag zu Erreichung der Unternehmensziele. Es wird systematisch analysiert, ob und wie die wesentlichen Elemente im Vertrieb ausgeprägt sind: die Definition von Kunden (Bestands- und Neukunden), Vertriebszielen, Vertriebsstrategien, eine Vorhabenplanung und ein funktionierendes Akquise-Modell.
Tor 7: Geschäftsmodell & Steuerung
Ein Geschäftsmodell beschreibt, auf welche Weise Umsätze und Gewinne erwirtschaftet werden sollen. Dieses Tor erläutert, welche Produkte oder Dienstleistungen das Unternehmen produzieren und vermarkten möchte und welche Kosten damit verbunden sind. Für die Steuerung (Controlling) des Unternehmens werden Informationen aus dem Rechnungswesen und anderer Aufzeichnungen (Kundenfrequenz, Auslastung etc.), die für die Branche bzw. die Ziele relevant sind, betrachtet.
Zeitnah werden dem/der Unternehmer:in die Analyseergebnisse inkl. konkreter Vorschläge für Optimierungsmöglichkeiten präsentiert.
Ein Tipp: In Wien und Niederösterreich ist der 7 Tore-Check durch die Wirtschaftskammer teilweise förderbar.
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