"Smart Couture" als nachhaltige Antwort auf Zalando & Co
Während der Modehandel mit der Digitalisierung kämpft, nutzt eine Wiener Designerin die Möglichkeit, um ihren Kundinnen maßgeschneiderte Kreationen anzubieten.
Aniko Balazs' Eltern hatten sich wohl eine andere Laufbahn für ihre Tochter vorgestellt, als sie sie im Lycée Français einschulten. Vielleicht eine internationale Karriere in der Wissenschaft, so wie sie selbst. Stattdessen hat es Aniko in die Modewelt gezogen. Aber dann setzen sich die naturwissenschaftlichen Gene offenbar doch durch, nämlich als es darum ging, ihren Traum von intelligenter, individueller Mode in ein Geschäftsmodell zu verwandeln.
Bruch mit der Familientradition
1983 habe ich im Lycée maturiert, das Jahr 1984 dann im U4, der legendären Wiener Disco verbracht, danach wollte ich studieren. Schauspiel oder Mode. Schließlich habe ich beschlossen, auf der ESMOD in Paris zu inskribieren. Meinem Vater habe ich erklärt, er hätte die Wahl, es zu finanzieren oder nicht – ich würde auf jeden Fall gehen. Sollte er mich nicht unterstützen, würde ich nicht mehr mit ihm sprechen. Und er hat mich wie immer unterstützt, obwohl eine Karriere als Designerin in einem Akademikerhaushalt nicht wirklich als erstrebenswert galt.
%CONTENT-AD%
Lernen von den Besten
Mit einer Reihe meiner Professoren, die an der LISAA (einer neuen Kunsthochschule) die Modeklasse aufbauten, wechselte auch ich dorthin und machte meinen Abschluss. Danach durfte ich im Atelier Dior Erfahrungen sammeln und lernte dort die verschiedenen Abteilungen und die Begeisterung fürs Handwerk kennen. Danach wurde ich zu Popy Moreni gerufen und habe – in etwas kleinerem Rahmen – gelernt, wie man ein Atelier führt.
Und dann war es an der Zeit, selbständig zu werden. So ein Unterfangen ist aber ohne die vertrauten Netzwerke eher hart, vor allem damals, vor dem Beitritt Österreichs zur EU, war das im Ausland kaum zu schaffen. Also bin ich wieder nach Wien und habe hier mein eigenes Atelier eröffnet.
Die Zukunft im Blick
Mich hat immer schon die Zukunft der Mode interessiert. Und das waren für mich nicht die abgehobenen – und für die Mehrheit der Frauen untragbaren – Kreationen auf den Laufstegen. Meine Vision war, meine Entwürfe an die Kundin individuell anzupassen und so habe ich mit dem Projekt Smart Couture begonnen. Vor ziemlich genau dreizehn Jahren habe ich beschlossen, die damals noch sehr futuristisch anmutenden Möglichkeiten digitaler Anwendungen für dieses Projekt zu nutzen.
%MEDIUM-RECTANGLES%
Wie Mode smarter wird
Über das, was wir täglich tragen, drücken wir uns aus, definieren uns, ordnen uns einer Gruppe zu. Mode ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Und die hat sich massiv verändert, ist vielschichtiger, individueller geworden.
Die Industrie hat da nicht wirklich Schritt gehalten. Wir haben zwar eine riesige Auswahl, wir können aber weder Schnitte noch Farben und Muster genau nach unseren Vorstellungen wählen, sondern müssen ständig Kompromisse schließen.
Genau da setze ich mit meiner Smart Couture? an: Ich entwerfe den Stil, lasse meinen Kundinnen aber dann freie Hand, wenn es darum geht, ein Stück genau nach ihren Vorstellungen zu bekommen.
Digitales Spielfeld für Individualisten
Um schon die Anprobe zu einem kreativen Vorgang zu machen, ist meine Plattform wie ein Computerspiel aufgebaut. Ausgehend vom Grunddesign kann man sein ganz persönliches Kleidungsstück zusammenstellen – länger, kürzer, die Ärmellängen variieren, Muster und Farben verändern, also jedes Teil genau an den eigenen Geschmack und die Figur anpassen.
Bei der digitalen Anprobe sieht man auch in Echtzeit, wie das Ergebnis wirkt: Beim Blick in den für mich von der österreichischen High Tec-Unternehmen ThisPlay entwickelten Spiegel sieht man sein eigens Spiegelbild, gleichzeitig wird die gewählte Kombination über den Bildschirm hinter dem Spiegelglas eingeblendet – und macht jede Bewegung mit.
Individuelle Auswahl statt Massenware
So entkommen wir der langweiligen Massenproduktion: Wir kombinieren die ästhetische Stilsicherheit einer Designerkollektion mit der Flexibilität von Haute Couture, können aber auch die Kosten im Auge behalten. Das digitale Anprobe-System und meine Entwürfe sind auf die Schnittcomputer meiner Fertigungspartner abgestimmt, so dass am Ende genau jenes Teil entsteht, das die Kundin sich gewünscht und zusammengestellt hat. Innerhalb von 14 Tagen wird es entweder ins Haus oder zu mir ins Atelier geliefert, wo es dann gleich getragen werden kann.
Service mit Qualität
Ich glaube, dass der persönliche Kontakt auch zukünftig in der Mode eine Rolle spielen wird. Deswegen plane ich, in Boutiquen die mit mir zusammenarbeiten werden, die technischen Voraussetzungen zu schaffen. Je nach Kundenwunsch kann man ganz klassisch sein Kleidungsstück persönlich abholen oder sich nach Hause schicken lassen.
Wichtig ist, dass man am Ende seine Kundinnen zufriedenstellt – jede nach ihrer Façon, und nicht nur, was die Kleidung anbelangt, sondern auch mit individuellem Service. Und genau das gelingt inzwischen auch. Das haben mir nicht nur die ersten begeisterten Kundinnen, die ich eingeladen habe, den Entwicklungsprozess zu begleiten, bestätigt. Sogar meiner Mutter, die besonders streng und skeptisch ist, hat es gefallen. Großartig, was meine Tochter da gemacht hat, hat sie gesagt. So habe ich meine Familie doch noch überzeugt.
Weiterlesen: Wie sie Dank Suchmaschinenoptimierung im Web mehr Kunden erreichen
Weiterlesen: Der perfekte SEO-Text: So erreichst du im Web mehr Kunden
Weiterlesen: Sieben Gründe, warum Kunden im Web ausbleiben
Kommentare ( 0 )