So geht selbständig.

„Nicht reden, tun“, lautet das Credo von Reini Schenkermaier. Und genau diesem Weg ist er ab 2010 gefolgt, als er als passionierter Weintrinker auf den Geschmack von Bier gekommen ist. „Beim Girrer Hannes in Mariazell hab ich zum ersten Mal Bier getrunken, das mir geschmeckt hat – und wollte mehr davon haben“, erzählt er von den Anfängen seiner Brauerei in Eisenerz.

Da damals die nächstgelegene Kleinbrauerei 70 Kilometer entfernt war, war es schwierig, eine kontinuierliche Versorgung sicher zu stellen. „Was nicht verfügbar oder zu teuer ist, machen wir uns selber“, lautet das Motto der Schenkermaiers – und so geschah es dann auch. 2012 hat er das „Erzbergbräu“ eröffnet. In Eisenerz – einer Stadt, die seit Beginn der 1960er-Jahre mit Abwanderung konfrontiert ist.

Standort mit Herausforderungen

Die Abwanderung hinterlässt leere Geschäftslokale und ratlose Politiker, die nicht so recht wissen, wie sie die Menschen zurück holen sollen in die einst boomende Stadt am Fuße des Erzberges. „Alles Unsinn“, so Schenkermaier. „Die erste Blase, die geplatzt ist, war nicht die Dotcom-Blase, sondern die Eisenblase. In Wahrheit erholt sich Eisenerz von einem durch zwei Weltkriege erzeugten Bedarf nach Erz, der nur mit mehr Arbeitskräften gedeckt werden konnte. Diese wurden nach und nach durch immer größere Maschinen ersetzt und so nahm die Bevölkerung wieder ab. Die Stadt entwickelt sich dorthin zurück, wo sie vor der Eisenblase war – zu ihrer gesunden, natürlichen Größe.“

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Ein zweites Standbein als Altersvorsorge

Schenkermaier ist dennoch überzeugt, dass Eisenerz ein guter Standort ist. Schließlich soll die Brauerei einmal sein zweites Standbein werden – wenn sein Geschäftspartner aus der gemeinsamen IT-Firma pensionsbedingt aussteigt. „Eisenerz ist meine Heimatstadt. Hier wollte ich etwas schaffen, das der Region und auch mir etwas bringt. Und ich war auf der Suche nach einer Idee, von der ich bis zur Pension leben kann“.

In einer ehemaligen Drogerie hat Schenkermaier jetzt seine Braugeräte stehen, hier befüllt er die Flaschen, hier verkauft er sein eigenes Bier. Und das mit wachsendem Erfolg. „Begonnen habe ich mit der Absicht, für den Eigenbedarf zu brauen. Eine für einen Techniker wie mich akzeptable Braulösung für 50 Liter Bier war uns zu teuer – und 50 Liter sind für den Eigengebrauch zu viel, für den Verkauf zu wenig.“ So begann er 2011 mit der Suche nach einem guten und leistbaren Braugerät. 

Gefunden hat er es in Deutschland für rund 40.000 Euro. „Das waren aber nur etwa acht Prozent der gesamten Investitionskosten. Blauäugig wie ich war, dachte ich, damit ist es getan. Aber dann kamen erst die tatsächlichen Investitionen für Gärkellerausstattung, Kühlgeräte, Lager, Technik etc. auf mich zu“.

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Investition aus Erspartem

Investitionssorgen hatte Schenkermaier dennoch keine. „Das Kapital für die Gründung war vorhanden. Ich habe mich nicht lange mit Förderungen beschäftigt. Ich bin kein Freund von langer Planung, von Analysen oder ausgefeilten Businessplänen, die dann von der Realität eingeholt werden – ich setze lieber in die Tat um“. Und so wurde aus der alten Drogerie ein modernes Lokal mit Schaubrauerei im Gastraum.

„Fünf Jahre lang habe ich nun Geld investiert. 2017 wird das erste Jahr, in dem ich kein Geld mehr in die Brauerei stecken will“, lautet das Ziel für heuer, „ich habe ja auch keines mehr. Wir werden sehen, ob es sich ausgeht, die aktuellen Zeichen sind positiv.“ Der Plan: Bei gleichbleibenden Kosten soll der Umsatz erhöht werden.

Dazu führt Schenkermaier einen zusätzlichen „Wirtshaustag“ am Samstag ein und will sich gelegentlich bei einem befreundeten Kollegen einmieten und auf dessen größerer Anlage brauen, was die Arbeitszeitkosten senkt. Und in einem Stollen des Schaubergwerks am Steirischen Erzberg reift das Stollenbier „Gruamhunt“, wodurch jährlich an die 50.000 Besucher auf die Brauerei und deren Produkte aufmerksam werden. Im Shop des Schaubergwerks ist der stollengereifte „Gruamhunt“ mittlerweile zum Renner geworden.

Konsolidierungsphase

Um sein Ziel zu erreichen will Schenkermaier nicht weiter wachsen, sondern die Effizienz steigern. Denn „ ? es gibt einen Punkt, wo das System kippt. Im Moment bewege ich mich in einem Nachfragemarkt, das heißt es gibt mehr Menschen, die das Bier trinken wollen, als ich Bier produzieren kann. Wenn wir weiter wachsen, wird daraus ein Angebotsmarkt. Dann stellt sich sehr schnell Preisdruck ein und Überproduktionen müssen entsorgt werden. Mein optimaler Status wäre, immer genau eine Flasche mehr zu produzieren, als ich verkaufen kann.

Dabei bringt das Bier, das er im Lokal zapft, natürlich den höchsten Deckungsbeitrag. „Das Flaschenbier ist eigentlich nur Werbung für mein Lokal, in das die Menschen inzwischen sogar aus dem ganzen Bezirk und darüber hinaus zum Essen kommen“. Nach fünf Jahren hat sich herumgesprochen, dass es im Bezirk Leoben vorzügliches Craft-Bier gibt, das mit Aromen von Limonen, Kaffee oder Hollunder überzeugt. Und dazu eine köstliche regionale Küche, in die seine Frau viel Zeit und Liebe investiert. „Das wichtigste ist die Mundpropaganda. Klassische Werbung mache ich nicht, die erzeugt allenfalls einen kurzfristigen Effekt, der bestenfalls den Kapitaleinsatz ausgleicht.“ Eine Besonderheit sind auch die angebotenen Bierkulinarien, bei denen der Diplom-Biersommelier zeigt, wie hervorragend verschieden Biere zu feinem Essen passen.

Erfindergeist und Mut

Schenkermaier ist nicht nur beim Brauen kreativ, er hat auch das „Bedarfswirtshaus“ kreiert. „In der Gastronomie ist es kaum noch möglich, sieben Tage die Woche offen zu haben. Es rentiert sich nicht. Mein „Bedarfswirtshaus“ öffnet, wenn die Nachfrage da ist – und der Umsatz stimmt. Für 15 Personen, von denen jeder ein Wurstbrot isst, mache ich meine Brauerei nicht auf. Die Menschen müssen lernen, Arbeit und Handwerk wieder zu schätzen. Unser Bier und unsere Speisen sind Handwerk. Mit Rohstoffen aus der Region, ohne Tricksereien und ohne künstliche Hilfsmittel. Das hat seinen Preis und die meisten Gäste verstehen das auch.“ Sieben Arbeitsplätze hat Schenkermaier mit seiner Brauerei geschaffen. Für die Region Eisenerz ein klarer Gewinn.

Keine Angst vor dem Unbekannten

Seinen Erfolg führt Schenkermaier nicht zuletzt auf seine gelassene Einstellung zurück „Ich mache mir keine Sorgen, das belastet nur und ändert nichts am Auftreten von Problemen. Und es verändert auch die Zukunft nicht, wenn ich mich fürchte. Wenn das Problem da ist, muss ich mich ohnehin damit beschäftigen und es bestmöglich lösen.“ Dementsprechend sind auch seine Ratschläge an Neugründer eher leidenschaftlich als bürokratisch:

Brenne für eine Idee und setze sie um!

Mach es anders als alle anderen! Alles, was du mit Begeisterung machst, machst du gut. Und alles, was du gut machst, führt zum Erfolg.

Geld verdienen ist nicht das Wichtigste und sollte nicht der Hauptgrund für eine Gründung sein. Deine Leidenschaft für eine Sache muss deine Motivation sein.

Plane nicht zu viel, pack es an! Die Wirklichkeit holt dich sowieso ein und wirft deine Pläne durcheinander.

Halte durch!

„Für mich ist das wichtigste, dass ich zufrieden bin mit dem, was ich mache. Lob von außen ist nett – aber wenn mir das Bier, das ich braue, noch nicht ganz passt, dann muss ich weiter daran arbeiten. Erst wenn ich zufrieden bin, ist es fertig und erst dann wird es verkauft. Und dann schmeckt es hoffentlich auch meinen Kunden“.

Gründen am Land wird gefördert

Nicht jeder, der am Land oder in wirtschaftlich schwachen Gebieten gründen will, hat das nötige Kapital zur Hand. Dafür gibt es von Land und Bund Förderungen, die sich vor allem an Jungunternehmer richten, die in ländlichen Regionen ihre eigene Firma eröffnen wollen.

Austria Wirtschaftsservice (aws) bietet beispielsweise aktuell eine Förderung „Gründung am Land“, die Einreichfrist dauert von 4. September bis 13. Oktober 2017. Wer eine innovative Idee hat, die für den Investitionsstandort relevant ist, kann dort auf jeden Fall sein Glück versuchen.

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