Wie ein Wiener Unternehmer vom Hype um Hanfstores profitieren will
Der Hanfinhaltsstoff CBD ist der neue Naturheilkunde-Renner, Hanfshops versprechen gute Geschäfte. Evergreen will mit Lifestyle-Produkten und Nahrungsergänzungen punkten
Seit die EU beschlossen hat, THC-freie Hanfprodukte zur Handelsware zu machen, schießen einschlägige Hanf-Shops wie narrische Schwammerln aus dem Boden. Und der (nicht psychoaktive) Hanf-Wirkstoff CBD wird neuerdings als Naturheilmittel gehypt.
Auch Thomas Priester und Tanja Jandbauer sind auf den neuen Trend aufgesprungen. Evergreenhanf aus dem Gassenlokal in Wien muss aber nicht zuletzt auch gegen den – inzwischen florierenden – Onlinehandel mit Hanfprodukten bestehen.
Neue Produkte, große Nachfrage
In den vergangenen Jahrzehnten waren Cannabis-Produkte eher verpönt, die Erforschung der positiven Effekte ist im Schatten gestanden. In letzter Zeit hat sich das aber geändert, und seit der Handel mit nicht psychoaktivem Cannabis legal ist, gibt es ein rasch wachsendes Angebot an kommerziellen Produkten und eine große Nachfrage. Und die wollen wir mit unserem Shop bedienen – wobei wir unser Angebot auf CBD-Produkte, Hanflebensmittel, Kosmetika sowie spezifische Literatur konzentrieren wollen.
Hanf als Heilmittel
CBD – Cannabidiol – ist einer von vielen Cannabinoiden, wie die Inhaltsstoffe des Hanfs (lateinisch Cannabis) genannt werden. CBD ist aber – im Gegensatz zu THC, einem anderen Inhaltsstoff – nicht psychoaktiv, es verursacht also keinen Rauschzustand. Dafür hat CBD eine Vielzahl anderer Wirkungen, die gerade erst genauer erforscht werden.
Die Verwendung als Heilpflanze ist ja seit Jahrtausenden verbürgt. Seit der chinesische Kaiser Shen Nung 2737 Jahr vor unserer Zeitrechnung Cannabis-Harz als Heilmittel bei Gicht, Rheuma und Malaria, aber auch bei Frauenkrankheiten und Geistesabwesenheit empfahl, gibt es dafür sogar antike Dokumente.
Europäische Tradition
Auch in unseren Breiten gibt es eine lange Geschichte der medizinischen Anwendung – vielleicht waren auch deswegen die ersten Kunden, die einfach so ins Geschäft gekommen sind, ältere Damen. Die wissen über die Wirkung teilweise noch von ihren Müttern Bescheid. Wir können ihnen nun mit CBD einen Wirkstoff anbieten, der legal ist und auch keine bewusstseinsverändernden Nebeneffekte hat.
Zertifizierte Produkte
Genau hier sehen wir unsere Chance, gegenüber dem Internethandel zu bestehen: Zu jedem unserer Produkte gibt es ausführliche Informationen und Zertifikate. Darüber hinaus gehende Fragen versuchen wir umfänglich zu beantworten und bieten persönliche und individuelle Beratung, was der Onlinehandel so nicht kann. Natürlich dürfen wir keine Einnahme- oder Dosierungsempfehlungen geben, das dürfen nur Ärzte oder Apotheker. Aber nachdem unsere Kunden ja größtenteils mündig sind, können wir sie an Ärzte oder an Dr. Google verweisen, wenn sie sich nicht ohnehin schon schlau gemacht haben.
Kampf gegen Vorurteile
Interessanter Weise sind ältere Kunden offener gegenüber unserem Angebot als jüngere. Bei letzteren zeigt wohl die negative Propaganda der letzten Jahrzehnte ihre Wirkung. Das hat auch zu einer gewissen Reserviertheit gegenüber Online-Bestellungen geführt. Nicht jeder fühlt sich wohl bei dem Gedanken, dass sein Konsum von Hanfprodukten quasi amtlich und nachvollziehbar ist. Und überraschenderweise sind die Internetanbieter oft nicht einmal billiger.
Keine Angst vor dem Online-Handel
Natürlich werden wir unsere Produktpallette auch online anbieten, aber wir erwarten nicht, dass sich der Schwerpunkt dorthin verschiebt. Schließlich ist der Online-Handel gar nicht so ökonomisch, wie viele glauben. Günstig ist es nur, wenn man Normalversand wählt, also zu warten bereit ist. Dann sollte man auch noch zu Hause sein, wenn der Bote kommt und nichts zurückschicken müssen.
Generell versuchen wir auch die Wege kurz zu halten, fast alle unserer Produkte kommen aus Österreich: Regional ist auch hier ein wichtiges Thema.
Persönliche Kontakte und Mundpropaganda
Zum Start konnten wir über persönliche Kontakte Artikel in Zeitungen platzieren. Besonders die Artikel in den Gratis- und Bezirksmedien haben uns Kunden gebracht, die mit dem ausgeschnittenen Artikel bei uns vorstellig geworden sind. Ansonsten läuft der Großteil der Werbung über Mund-zu-Mund-Propaganda und Social Media.
Ziele fürs erste Jahr
Für das erste Geschäftsjahr haben wir uns vorgenommen, die Kosten einzuspielen. Wir haben rund 20.000 Euro für Geschäftseinrichtung, Maklergebühren etc. ausgegeben und noch einmal so viel für Ware. Die Fixkosten liegen bei rund 2.000 Euro pro Monat für die Miete und Tanjas geringfügige Anstellung.
Und auch die Produktpalette müssen wir noch verfeinern. Einerseits geht das in Richtung Lifestyle und Nahrungsergänzungsprodukte, anderseits gibt es natürlich reichlich potentielle Kunden, die unterschiedlichste Symptome – körperliche aber auch psychische – behandeln oder die Nebenwirkungen von klassischen Pharmazeutika nicht mehr hinnehmen wollen. Das Potential ist jedenfalls groß, und wie man an der Entwicklung sieht, liegen wir mit unseren CBD- und Hanfprodukten voll im Trend.
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