Wie Florian Huber mit Pricma den Immobilienanlagen-Markt digitalisiert
Auch beeindruckt von den steigenden Immobilienkursen? Die Hemmschwelle für lohnende Investitionen will Florian Huber senken, indem er den Markt digitalisiert.
Nicht dass Florian Huber erst kürzlich bemerkt hätte, dass Immobilien lohnende Investmentmöglichkeiten wären. Das Familienunternehmen Real Büro Dr. Max Huber hat immerhin über drei Generationen Erfahrung in der Immobilienvermittlung gesammelt. Dieses Know-how möchte Florian nun mit neuester Technik kombinieren und den Investor der Zukunft zufrieden stellen. Seit Mai 2017 vermittelt er auf Pricma Immobilien-Investments für Privatinvestoren.
Ein traditioneller Markt
Ich habe das Immobiliengeschäft von der Pike auf bei meinem Vater gelernt. Unter anderem habe ich mich auch um das Franchise-System gekümmert, das wir entwickelt haben, und um das Marketing. Digitalisierung war immer schon mein Thema. Aber im traditionellen Immobiliengeschäft hat man sich bisher eher auf die bloße Darstellung von Objekten auf Plattformen beschränkt. Und besonders in einem Bereich, der mich besonders interessiert – nämlich die Investition in Immobilien – ist in Sachen Digitalisierung noch lange nicht das ganz Potential ausgeschöpft. Das hat mich auf eine Idee gebracht.
In der Projektentwicklung benötigt man ja nicht nur Informationen über verfügbare Grundstücke und Objekte, sondern auch das nötige Kapital, um möglichst schnell entscheiden und zuschlagen zu können. Der Markt in Österreich ist ausgesprochen dezentral gesteuert, es gibt verschiedene traditionelle Vertriebssysteme, aber keinen Knoten, wo die Informationen zusammenlaufen. Diesen Knotenpunkt wollen wir nun digital knüpfen und damit ein Ökosystem im Real Estate Bereich für Privatpersonen schaffen. So etwas gibt es noch nicht, aber es bietet, unserer Überzeugung nach, große Chancen.
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Potential für Digitalisierung
Denn bislang gibt es auf dem Gebiet wenig: Ich habe bei meinen Recherchen einige amerikanische und britische Plattformen gefunden. Auch in Deutschland und Österreich gibt es bereits junge Unternehmen, die sich mit dem Thema Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting für Immobilien befassen. Dabei geht es aber meist um eher kleine Beträge – und das führt dazu, dass die Finanzierung einen großen Zeitaufwand erfordert, der die Realisierung nicht einfacher macht.
Wirklich interessant wird es erst im Bereich Private Equity, bei Beträgen ab 100.000 Euro aufwärts. Und in diesem Markt fanden wir noch reichlich Raum für Innovationen.
Zunächst haben wir analysiert, wie die Prozesse in diesem Business ablaufen. Und sind draufgekommen: Es ist ein sehr traditionelles, um nicht zu sagen manchmal verstaubt erscheinendes, Geschäft. Es ist ein people?s business, das heißt, wenn man größere Beträge zusammenführen will, müssen Menschen an einem Tisch sitzen und darüber reden.
Bis es aber soweit ist, passiert ganz viel Kommunikation: Ein potentieller Investor fragt ein bestimmtes Projekt an. Er bekommt zunächst vielleicht ein E-Mail, dazu Dokumente in Form verschiedener PDFs. Die sind vielleicht nicht gleich vollständig, denn die Informationen stammen aus unterschiedlichen Quellen, die oft nicht vergleichbar sind. Professionelle Investoren können damit trotzdem etwas anfangen. Sie haben Erfahrung und vor allem eigene Rechtsabteilungen, die wissen, was sie nachfragen müssen. Private sind damit überfordert.
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Kommunikationsprozesse optimieren
Bei privaten Investoren ist Vertrauen ein ganz wichtiges Thema, und vollständige, standardisierte und vergleichbare Informationen spielen dabei eine wesentliche Rolle. Wir beschlossen also, ein System zu entwickeln, das einerseits Standards setzt, das vergleichbare, transparente Informationen liefert und so Vertrauen aufbaut.
Anderseits wollten wir den Informationsaustausch beschleunigen und optimieren: Wir wollten in unserem System die neuesten technischen Möglichkeiten – von künstlicher Intelligenz über Machine-Learning bis zu Robo-Advising, kurz, jede Art der digitalen Kommunikation – unterbringen. So wollen wir den Prozess vom Erstkontakt bis zur Entscheidung für ein Investment und dem Vertragsabschluss beschleunigen.
Neueste Technologien reduzieren Papierkram
Das bedeutet natürlich nicht, dass künstliche Intelligenz den Menschen ersetzen soll. Digitalisierung ist nicht mehr als eine sinnvolle Ergänzung im täglichen Geschäft, man erleichtert sich den täglichen Ablauf, hat weniger Papierkram. Der Mensch gewinnt Zeit, kann sich auf anderes konzentrieren.
Chatbots, also Roboter, die Anfragen beantworten, können Standard-Antworten lernen, man braucht dann weniger Menschen im Callcenter. Aber jemand, der 100.000 Euro in die Hand nimmt, will natürlich persönliche Ansprache.
Ein heikle Zielgruppe
Pricma will vor allem Immobilienentwickler und vermögende Privatpersonen, aber auch klassische Vertriebssysteme vernetzen. Die gehören meist zur Generation 50plus, sind also selten Digital Natives. Dennoch sind wir auf große Neugier und offenes Interesse gestoßen. Aber es ist natürlich eine Zielgruppe, bei der man sehr vorsichtig sein muss: Vertrauen diese Menschen einer Plattform? Einem Chatbot? Wissen sie, wie sie damit umgehen sollen? Unsere Plattform muss auch für sie gut zugänglich sein. Auch User, die im Netz noch nicht so heimisch sind, müssen schnell finden, was sie suchen.
Den ersten Versuch habe ich vor zwei Jahren gestartet. Aber rasch habe ich festgestellt: Es ist nicht so, dass man einfach eine Plattform programmiert, und die Menschen kommen automatisch drauf und finden zueinander und man muss nichts weiter dazutun. Wenn man so ein Projekt auf die Beine stellt, muss man trotzdem Klinkenputzen, muss neue Kontakte auftun, man darf nicht kontaktscheu sein.
Ein gutes Team spart Investitionskosten
Und in meinem Fall brauchte ich auch technische Kompetenz, also einen Partner, der den entsprechenden programmiertechnischen Background für die Entwicklung hat. Nach anfänglichen Friktionen mit meinem ursprünglichen Team habe ich gezielt nach einem Technical Co-Founder gesucht. Seit April arbeiten wir erfolgreich zusammen.
Das war eine wichtige Erkenntnis: Das Team muss passen. Man muss wissen: Mit wem setze ich mich ins Boot? Idealerweise ergänzt man einander komplementär. Nur mit meinem Wissen in Sachen Immobilien konnte ich ein derartiges Projekt nicht erfolgreich starten. Mein Partner ist in der digitalen Welt zu Hause, er weiß, wie?s technisch weitergeht und wohin sich die sozialen Netze entwickeln.
Durch diese Zusammenarbeit habe ich auch gelernt: Man braucht nicht unbedingt viel Kapital um gut aufgestellt zu sein, es geht auch mit geringem Aufwand, wenn man das richtige Team hat. Die technische Entwicklung ist die Investition meines Partners, ich habe Branchen-Know-how, mein Netzwerk und meine Erfahrung eingebracht. Unsere Overheads sind überschaubar, dank des Know-hows meines Partners setzen wir kostensparende Technologien ein. Mein Partner denkt auch unternehmerisch, wir probieren immer wieder neue Ideen aus. Es ist eine wahre Freude, so zu arbeiten, bei uns ist einfach der Funke übergesprungen.
Feedback vom Markt holen
Wir haben die ersten, wichtigsten Funktionen entwickelt, und sind dann rasch auf den Markt gegangen. Denn dann beginnt die Hauptarbeit: Netzwerken, Projekte auftun, bekannt werden, Investoren überzeugen.
Wir sind keine offene Plattform. Das bedeutet: Man muss sich zunächst registrieren, dann kann man ein Profil anlegen. Anhand dieser Daten erkennen wir dann, welches Projekt am Besten zu welchem Investor passt. Das schafft Vertrauen und führt dazu, dass unsere Kunden einander näher kommen.
Du bist ja das Parship für Immobilien habe ich schon als Feedback bekommen – und ich verstehe das durchaus als Anerkennung. An denen kommt ja kaum mehr jemand vorbei, der einen Partner sucht.
Auch bei uns bekommt der Interessent ein E-Mail, wenn es ein Projekt gibt, das seinem Suchprofil entspricht. Und in Zukunft soll es auch Push Notifications geben. Eine App dafür zu entwickeln ist ein nächster logischer Schritt.
Schwerpunkt Online Marketing
Außerdem gibt es den monatlichen Investors Blog, der das Thema Immobilieninvestment von allen möglichen Seiten beleuchtet. Mit dem Blog wollen wir eine Community aufbauen und das Markenbewusstsein stärken. Und auch an den sozialen Medien kommt man ja nicht vorbei, wenn man zielgruppengenaues Marketing machen und die Erreichbarkeit durch potentielle Kunden steigern will. Wir teilen neue Blog-Einträge auf Facebook und Twitter. Damit rufen wir uns regelmäßig in Erinnerung und fördern Empfehlungen.
Ich bin überzeigt: Digitalisierung wird unsere Branche revolutionieren. Wir müssen agieren, statt reagieren. Im Zuge unserer Recherchen haben wir festgestellt, dass selbst in Amerika die digitale Ära im Real Estate Business gerade erst beginnt. Das Tolle ist: Wir sind mit dabei!
Weiterlesen: Was Digitalisierung für Selbständige und Kleinunternehmen bedeutet
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