Wie Juliette und Loony Österreichs erstes Gothic-Label gründeten
Weil die beiden Twens bei der Mode für ihren eigenwilligen Lifestyle sehr anspruchsvoll sind, haben sie daraus ein Business für die Gothic-Szene gemacht.
Juliette und Loony Grotesque identifizieren sich voll und ganz mit ihrem Look. So sehr, dass sie ihr Label Grotesque nach ihrem Szene-Rufnamen benannt haben. Ihre Marke erfüllt die Wünsche der düster-sinnlichen Gothic-Szene, auf einem Niveau, wie es in Österreich bisher nicht zu finden war. Ihre Leidenschaft, die tiefen Wurzeln in der boomenden Szene und das knappe Angebot versprechen Erfolg.
Ausstieg aus der Hotellerie
Wir haben beide lange im Tourismus und in der Hotellerie gearbeitet. Loony war – immerhin bei 800 Konkurrenten – European Champion of Hotel Management. Wir sind also in unseren gelernten Berufen ziemlich gut und hätten darin auch Karriere machen können. Aber unser Herz schlägt doch für etwas anderes, für das Außergewöhnliche und für die Mode.
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Wurzeln in der Rock-Szene
Wir sind beide in der Rock-Szene aufgewachsen. Bei mir waren es die Eltern, die diesen Lifestyle pflegten. Ich habe etwa keine PlayStation zum Geburtstag bekommen, stattdessen sind sie mit mir nach London, New York oder L.A. geflogen. Und Loony steht, seit er 14 wurde, als Bassist auf der Bühne. So sind wir uns schon als Teenager auf einschlägigen Festivals über den Weg gelaufen. Unsere Freunde haben uns dann klar gemacht, dass wir erstens keine geeigneteren Partner finden – so ähnlich waren unsere Vorlieben und Interessen und dass wir zweitens ihnen doch zu ähnlich einzigartigen Outfits verhelfen sollten.
Verbindungen zur Szene in L.A.
Im Winter 2014 wollten wir nach Los Angeles auswandern. Dort gibt es eine riesige Szene, die unseren Lifestyle lebt. Wir haben uns zu Hause gefühlt, wie nirgendwo sonst. Aber obwohl wir mit vielen Musikern gut befreundet sind, hat es dann doch nicht so geklappt, wie wir gehofft haben. Die Arbeitsgenehmigungen waren eine unüberwindliche Hürde. Wir sind also wieder zurück und haben uns gedacht, wenn wir schon nicht nach L.A. kommen, dann bringen wir halt Los Angeles nach Wien.
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Aus Nachfrage wird ein Business
Im März 2016 waren wir also wieder da und haben uns überlegt, was wir tun wollen. Unsere Freunde haben gemeint, es sei schade, dass niemand solche Outfits aus Amerika oder Japan importiert. Und da dachten wir: Wer, wenn nicht wir! Im Oktober haben wir konkret zu planen begonnen, haben das Gewerbe angemeldet, Modelle entworfen und uns nach Produzenten umgeschaut. Ein befreundeter Grafiker, der auch T-Shirts produziert, hat uns seine Kontakte zur Verfügung gestellt, und innerhalb von drei Monaten hatten wir unser eigenes Label.
Ersparnisse für die erste Kollektion
Wir haben rasch festgestellt, dass es läuft. Ich habe daraufhin meinen Job aufgegeben, um mich ganz auf das Label konzentrieren zu können, während Loony weiter als Barmann im Hotel arbeitet. Mit seinem Einkommen können wir die alltäglichen Ausgaben bestreiten. Da wir immer schon recht bescheiden gelebt haben, ist das kein Problem. Und wenn man einen guten Job macht, verdient man im Tourismus ganz ordentlich. Mit den Rücklagen, die wir eigentlich für Reisen gespart hatten, haben wir unsere erste Kollektion produziert.
Unsere T-Shirts und Tank-Tops werden teils nach eigenen Designs, teils nach Designs, die wir in Kooperation mit ausgewählten Tätowierern entwickelt haben, hergestellt. Die Teile werden ausschließlich aus nachhaltigen Materialien in Europa oder der Türkei produziert. Bedruckt werden die T-Shirts in Niederösterreich, einige Stücke lassen wir auch von einem kleinen Familienbetrieb im Wienerwald besticken.
Top Qualität aus Österreich
Und dann gibt es die von uns entworfenen Teile, die wir gemeinsam mit einer Absolventin einer Modeschule, die ähnlich schräg veranlagt ist wie wir, realisieren. Aus gewerberechtlichen Gründen dürfen wir das nicht selbst, wir sind ja keine Kleidermacher.
Wir arbeiten gerne mit außergewöhnlichen Materialien, wie etwa Möbelstoffen. Früher waren wir ganz auf schwarz-weiß fixiert, heuer wird das ganz anders, ein bisschen post-apokalyptisch: ein Mix aus Sumpfhexe und Jedi Ritter, in Schlamm- und Moostönen.
Diese Teile werden in Österreich produziert, von einigen ganz kleinen Betrieben, die wir jeweils bei Lieferung bezahlen. Das hat den Vorteil, dass sobald ein Stück verkauft ist, keine Lieferantenschulden oder Kredite mehr zu bezahlen sind.
Nachhaltiger Markenaufbau
Vieles machen wir selbst, wir sitzen oft bis spät in die Nacht am Esstisch und jagen Nieten in Lederjacken, dabei muss dann die eine oder andere Flasche Jack Daniels dran glauben. Uns selbst zahlen wir einstweilen noch nichts aus, wir verwenden den Überschuss aus der ersten Kollektion, um die nächste zu produzieren und versuchen, unser Unternehmen erst einmal zu konsolidieren. Natürlich wollen wir von dieser, unserer Arbeit leben und zwar langfristig. Also investieren wir zunächst in den soliden Aufbau der Marke.
Klare Zielgruppe
Verkauft werden unsere Teile entweder über den Web-Store via Facebook und Instagram Influencer, die über 200.000 Follower erreichen, das nützen wir intensiv für Werbung und Marketing – oder in Pop-up Stores.
Wir legen Wert darauf, dass es zwar ein interessantes Rundum-Programm gibt, aber dass nicht – wie bei so vielen anderen Pop-up Stores – Anbieter gleichartiger Produkte einander die Kunden wegnehmen, weil sie die anderen unterbieten. Man sieht das oft auf Events, wo T-Shirts angeboten werden: Der eine produziert billig in Asien und kann super günstig anbieten, während der nebenan korrekt und fair produzieren lässt und entsprechend teurer ist. Beim chinesischen Shirt macht man schon bei einem Verkaufspreis von 10 Euro Gewinn, unsere kosten mindestens 39 Euro, obwohl wir möglichst knapp kalkulieren. Der Kunde versteht die daraus resultierenden Preisunterschiede oft nicht und kauft lieber billig.
Wenig Konkurrenz
Wobei wir uns vor der Konkurrenz nicht fürchten brauchen: Es gibt nur zwei Firmen, die individuell entworfene Mode im Gothic Style anbieten. Die eine, aus Polen, produziert in China und erreicht nicht annähernd unsere Qualität. Die andere kommt aus Amerika, ist eher in der Satanismus-Nische beheimatet und wegen des Transports auch deutlich teurer. Wir hingegen sind völlig ideologiefrei und für alle tragbar, egal, ob sie nun auf diesen Stil fixiert sind, oder nur mit dem einen oder anderen Stück ihren eigenen Lifestyle definieren wollen.
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