Wie vier Marketing-Experten sich clever selbst vermarkten
Weil EPU bei der Auftragsvergabe oft nicht zum Zug kommen, haben sich vier Experten zu "Kooperation.Marketing", kurz KoMa zusammengeschlossen. So funktioniert ihr Modell.
Vier Kleinunternehmen, vier Spezialisierungen, vier Kundenstöcke, viermal mehr Verkaufspower: Gemeinsam können die Wiener Marketing-Profis Bernhard Wiesner, Bernd Konecny, Gerwin Gfrerer und Martin Anger mit Ihrem Angebot locker mit großen Agenturen mithalten. Seit sie sich zu KoMa, der Kooperation Marketing zusammengeschlossen haben, können sie endlich auch dort mitbieten, wo Einpersonen-Unternehmen aus Ausschreibungen oft ausgeschlossen werden. Aber alles der Reihe nach.
Bedarf geortet
Die Idee ist im Lauf des Jahres 2016 entstanden. Bernhard ist damals gerade aus Dubai zurückgekommen und wollte etwas Eigenes anfangen. Wien ist ja nicht so groß. Wir sind einander also bei allen möglichen Veranstaltungen im WKO[forum]Wien über den Weg gelaufen. Wir sind immer wieder ins Gespräch gekommen und dabei d'raufgekommen, dass wir alle vier ähnliche Erfahrungen gemacht haben:
Erstens: Der Kunde weiß, bevor er sich beraten lässt, oft nicht genau, was er alles braucht.
Zweitens: Wenn sich dann herausstellt, dass zunächst noch andere Hausaufgaben zu erledigen sind, hat man als Einzelkämpfer die Wahl: Für den Kunden etwas übernehmen, das eigentlich nicht in die eigene Kernkompetenz fällt – oder ihn an einen Kollegen verweisen.
Und drittens: Bei größeren Aufträgen sind Einpersonen-Unternehmen meist nicht erwünscht – viele Auftraggeber fürchten, ohne Dienstleister dazustehen, wenn der Auftragnehmer einmal etwa aus Krankheitsgründen ausfällt.
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Spezialisierung braucht Kooperation
Wir haben uns dann einmal zusammengesetzt und überlegt, was wir gemeinsam tun können. Wir haben ja alle schon in großen, renommierten Unternehmen gearbeitet. Für keinen von uns macht es Sinn, alleine im stillen Kämmerlein bei Null anzufangen – an die großen Firmen, die unser spezialisiertes Know-how brauchen, kommt man so nicht.
Wir haben mit einer Bestandsaufnahme begonnen: Wer kann was? Gerwin ist Spezialist für Online-Marketing und E-Business, begleitet Unternehmen durch Digitalisierungsprozesse. Bernd ist Direktmarketing- und Fundraising-Profi, sattelfest in allen Schritten von Adressmanagement und Datenbankanalyse bis zur Kampagnenentwicklung. Bernhard ist Medienpsychologe, stark in Konzeption, strategischem Marketing und Marketing-Automatisierung. Und Martin ist für?s Kreative zuständig: Er entwickelt Keyvisuals, kann also Unternehmenspositionierungen in nur einem Bild darstellen.
Verkaufspower mal vier
Das alles sind recht spezialisierte Bereiche. Damit einer von uns seine Dienstleistung optimal umsetzen kann, muss oft auch an anderen Schrauben im Unternehmen gedreht werden. Gemeinsam, haben wir festgestellt, decken wir ziemlich viel ab.
Und so haben wir beschlossen, unsere Leistungen gemeinsam anzubieten. Das hat viele Vorteile: Jeder von uns kann die anderen bei seinen Kunden mitverkaufen – schon in einem Erstgespräch kann man ja viel 'raushören. Der Kunde bekommt alles aus einer Hand, es gibt keinen Informationsverlust. Wir wissen voneinander, wie wir arbeiten, können uns also optimal gegenseitig ergänzen und wir können auch an umfangreicheren Ausschreibungen großer Kunden teilnehmen.
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Die optimale Unternehmensform
Am Anfang haben wir natürlich viel darüber nachgedacht, wie wir uns am besten organisieren. Zuerst haben wir erwogen, eine GmbH zu gründen. Das war uns aber dann zu umständlich. Jetzt haben wir einen gemeinsamen Namen – KoMa, das steht für Kooperation Marketing – und einen gemeinsamen Web-Auftritt, den wir mit der Zeit noch ausbauen wollen. Wir bleiben Einzelunternehmer und arbeiten bei Bedarf projektbezogen zusammen. Das spart Kosten bei maximaler Flexibilität – und lässt auch jedem von uns seine Freiheit, das ist für uns auch ein wichtiger Aspekt.
Wer verdient was?
Feste Stundensätze, Tarife oder ähnliches haben wir nicht untereinander vereinbart. Jeder entscheidet selbst je nach Situation, wie viel Zeit und Energie er investieren möchte. Wir treffen uns aber alle zumindest einmal im Monat im WKO[Forum]Wien, um uns über aktuelle Projekte auszutauschen – und dann natürlich individuell bei Bedarf. Unsere Kooperation soll Ergänzung unseres Hauptgeschäfts sein, das eigene Geschäft steht an erster Stelle, die Kooperation soll den Umsatz pushen.
Die Angebote stellt jeder unter seinem eigenen Firmennamen, die ergänzenden Dienstleistungen der anderen KoMa-Partner kauft er zu einem vergünstigten Tarif zu. Es kommt auf den Kunden an, eventuell bekommt der Kunde auch eine Gutschrift, wenn er die Angebote der anderen KoMa-Partner in Anspruch nimmt o.Ä.
Kommunikation und Koordination
Für die Kommunikation zwischen uns nützen wir verschiedene Medien. WhatsApp, wenn es schnell gehen soll, das Cloud-Tool Trello bietet praktische ToDo-Listen für die Koordination von Arbeitsabläufen, und man kann bei Bedarf auch den Kunden mit hineinschauen lassen. Auch Slack ist ein gutes Tool, wenn mehrere Partner zusammenarbeiten wollen. Wir haben da nicht nur eine Lösung, es hat ja jeder auch seine eigenen Kunden, und wir wollen nicht alles zusammenwerfen.
Die Herausforderung ist nicht so sehr, wie wir die Projekte abwickeln. Es kommt aber manchmal vor, dass einer von uns mit einem anderen Projekt beschäftigt ist, wenn seine Mitarbeit gebraucht wird. Ganz wichtig ist es deshalb, Parallelnetzwerke aufzubauen, also sich immer zu überlegen, wer springt ein, wenn einer von uns gerade verhindert ist. Das ist auch die Voraussetzung, um mit großen Agenturen mithalten zu können.
Positionierung und Marketing
Ganz wichtig ist auch, dass jeder sich auf seinem Gebiet immer weiterentwickelt und bereit ist, laufend dazuzulernen. Jeder von uns tickt anders. Deshalb sind die regelmäßigen Treffen auch so wichtig, damit wir immer wissen, wo die anderen stehen – und damit wir uns bei Bedarf auch neu erfinden. Der Digitalbereich z.B. ist ja laufend in Bewegung, es gibt neue Trends und Technologien, über die wir informiert sein müssen.
Als Marketing-Experten wollen wir natürlich unseren Webauftritt laufend ausbauen. Wir haben noch viele Ideen. KoMa könnte z.B. nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden neue Möglichkeiten für Networking und Präsentation bieten. Wir treffen ständig Unternehmer, die das Missverhältnis zwischen Zeitaufwand und messbaren Ergebnissen beim Business-Networking kritisieren. Da sind wir schon am Tüfteln.
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