Nicola Askapa: Warum eine Marketingexpertin einen Bügelladen eröffnete
Kann Bügeln ein Geschäft sein? Ja, vor allem, wenn es mit einem Abholservice und cleverem Marketing einhergeht. Nicolettas Bügelladen brummt seit dem ersten Tag.
Was braucht es, um sich selbständig zu machen? Eine Marktlücke und eine gute Geschäftsidee. Das muss gar nicht kompliziert sein – aber auf den cleveren Ansatz kommt es an. Nicola Askapa hatte eine ebenso einfache wie nachgefragte Idee: einen Bügelladen mit Abholservice. Dank sorgfältiger Vorbereitung und einem durchdachten Angebot läuft Nicoletta's Bügelladen seit dem Start im Jänner 2020 gut.
Über Umwege zum Marketing
Mein Berufsweg war ein ziemlich bunter. Nach der Matura habe ich zunächst ein Jahr Pharmazie studiert, dann eine Ausbildung zur Krankenpflegerin für Kinder- und Jugendheilkunde gemacht und in diesem Beruf sieben Jahre gearbeitet. In dieser Zeit bekam ich auch zwei meiner drei Söhne, und bald ließen sich die Nachtdienste mit der Familie nicht mehr vereinbaren.
2001 habe ich daher kurzentschlossen gekündigt. In einer Werbeagentur habe ich mich als Grafikerin einschulen lassen und mich dann selbständig gemacht. Ich habe bemerkt, das mir auch das Texten relativ leicht fällt, und es folgten Jobs als Redakteurin der Niederösterreichischen Nachrichten und als Vertragsbedienstete der Gemeinde Klosterneuburg, wo ich das Amtsblatt und andere Veröffentlichungen betreute und an der Entwicklung des neuen Stadt- Logos mitgearbeitet habe. Berufsbegleitend habe ich eine Marketing-Ausbildung absolviert und 2017 wurde ich Leiterin der Stabsstelle Standortmarketing und Tourismus.
Neue Lebensumstände
Den Job im Rathaus habe ich auch wirklich gerne gemacht. Doch 2019 ergaben sich ein paar private Veränderungen in meinem Leben und auch der Stress durch parteipolitische Rivalitäten wurde mir irgendwann zu viel. Und weil meine beiden Großen schon studierten und der Jüngste auch schon in der Oberstufe war, hatte ich mehr Zeit und beschloss, etwas Neues zu machen. Etwas, wo ich alles selbst entscheiden konnte.
Klar war mir: Es sollte über das Grafik-Atelier hinausgehen. Das betrieb ich zwar nebenbei weiter, ich wollte aber nicht mehr auf Befehl kreativ und vom Geschmack der Kunden abhängig sein müssen.
Die Marktlücke
Ich habe also überlegt, was ich sonst noch gut kann und auch gerne mache, andere vielleicht aber nicht. Und bin so erstaunlicherweise beim Bügeln gelandet. Erst habe ich mir gedacht, davon kann man sicher nicht leben. Trotzdem habe ich mich umgeschaut, was es auf diesem Gebiet gibt. Und ich habe festgestellt, dass es in Klosterneuburg und Umgebung zwar die Kombination von Reinigen und Bügeln gibt, aber kein reines Bügelservice. Dabei steht doch in jedem Haushalt eine Waschmaschine und viele empfinden Bügeln als lästigen Zeitfresser. Da war offensichtlich Platz für meine Geschäftsidee.
Eine Marktlücke war also gefunden. Ich ergänzte meine Idee noch um einen Abhol- und Zustellservice für die Wäsche, außerdem sollte mein Konzept umweltfreundlich sein. Auf Chemie, wie sie in Putzereien zum Einsatz kommt, wollte ich verzichten.
Der Standort
Als nächstes suchte ich ein geeignetes Lokal. Weil ich dank des Lieferservice ja nicht auf Laufkundschaft angewiesen bin, kamen auch Standorte außerhalb des Zentrums in Frage, was die Mietkosten bedeutend günstiger machen würde. In einer Seitengasse in Kritzendorf habe ich schließlich meinen idealen Standort gefunden, gleich neben dem Amtshaus mit regelmäßigem Kundenverkehr. In der Nähe gibt es einen Beherbergungsbetrieb mit Appartements, der als Kunde in Frage kam; davor eine Ladezone, das ist in einer Gegend, wo alles mit dem Auto erledigt wird, unumgänglich.
Das Konzept geht auf
Am 3. Jänner 2020 habe ich aufgesperrt. Ich habe zwei Transparente an der Hauptstraße aufgehängt und die Lokalzeitungen von meinem neuen Angebot informiert. So wurde mein Laden rasch bekannt. Auch Postkarten habe ich drucken lassen – ich bin aber nicht dazu gekommen, sie zu verteilen, weil ich so viel zu tun habe.
Etwa ein Drittel meiner Kunden lässt nur bügeln, der Rest auch waschen. Das sind einerseits Menschen, die gerade erst eingezogen sind, und noch keine Waschmaschine haben, aber auch Restaurants und Beherbergungsbetriebe, die gerade um die Weihnachtszeit mehr Wäsche haben, als sie selbst bewältigen können. Und ältere Leute rufen an, um ihre Wäsche von zu Haus abholen zu lassen.
Die Preisgestaltung
Um zu markttauglichen Preisen zu kommen, habe ich mir die Preise von professionellen Putzereien, aber auch privaten Anbietern, die nur das Bügeln übernehmen, angesehen. Kurz habe ich auch überlegt zum Kilopreis zu verrechnen, das ist aber sehr kompliziert, weil dann die Waage geeicht und mit der Registrierkasse verbunden werden muss. Es musste also einfacher gehen, und ich habe das System mit den Boxen entwickelt.
Der Preis ist jetzt vom Volumen abhängig: Ich verrechne nach ganzen oder halben Boxen, die ich den Kunden für den Wäschetransport zur Verfügung stelle. Hemden und Ähnliches verrechne ich aber nach Stück – wobei es Staffelpreise gibt, je mehr jemand bringt. Das kommt ganz gut an.
Das Angebot
Ich habe mir bei der Erstellung der Preisliste überlegt, welche Services gefragt sein könnten, und alles in die Liste aufgenommen. Das eine oder andere, so überlegte ich, könnte ich ja wieder streichen, wenn die Nachfrage nicht meiner Erwartung entspricht. Aber es ist alles gefragt. Mittlerweile werden sogar Dinge angefragt, mit denen ich gar nicht gerechnet habe.
Neulich beispielsweise hat eine Mutter von vier Kindern gefragt, ob ich auch nur waschen könnte, sie käme einfach nicht nach, und hat mir einen ihrer vier Wäschekörbe vorbeigebracht. Auch Teppich- und Sofareinigung wurde schon angefragt, oder ob Kunden bei mir auch Sachen für die Putzerei abgeben können, weil sie zu den Geschäftszeiten dort einfach nicht hinkommen.
Mehr Nachfrage als erwartet
Die Marktlücke, die ich gesehen habe, ist also offensichtlich wesentlich grösser, als ich angenommen habe. Mein Marketingwissen musste ich noch gar nicht wirklich einsetzen. Ich habe natürlich eine schöne Homepage und einen Facebook-Auftritt, den ich regelmäßig pflege. Und die Berichte in den Bezirksblättern haben auch viel gebracht. Offensichtlich gibt es für mein Produkt aber einfach wirklich Nachfrage, es hat sich jedenfalls recht schnell über Social Media herumgesprochen.
Mehr Marketing
Vom Marketingstandpunkt aus betrachtet ist Social Media wirklich sehr hilfreich. Es gibt etwa viele ortsspezifische Plattformen auf Facebook, wo man Angebote genau für seinen Wohnort findet. In meinem Fall zum Beispiel für das Strombad Kritzendorf mit seinen Wochenendhäusern, das erst im Frühling aufsperrt. Aber ich habe bereits im Februar von jemandem, der dort ein Häuschen hat, eine Anfrage bekommen. Und überlege mir jetzt, mich im Sommer dort zwei Mal in der Woche mit dem Auto hinzustellen, eine mobile Übernahmestelle quasi.
Spätestens dann sollte ich auch den Lieferwagen, den ich eigens angeschafft habe, schön beschriften und als Werbefläche zu nutzen. Der war übrigens die teuerste Anschaffung. Aber weil ich nicht mehr drei Kinder herumkutschieren muss, konnte ich mein altes Auto günstig gegen den Van eintauschen. Die Waschmaschinen, Trockner und Bügelgeräte konnte ich problemlos aus meinen Ersparnissen finanzieren. Und wenn das Geschäft weiter so läuft, muss ich bald jemanden einstellen. Obwohl wich wirklich nicht damit gerechnet habe, dass meine Idee so gut ankommt.
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