Wie ein Waldviertler das Dating-Business neu erfindet
Ganz altmodisch anhand der menschlichen Stimme sollen sich auf Whispar Menschen näher kommen, dachte sich Florian Gutmann und entwickelte eine ganz neumodische App.
Irgendwie logisch: Möchte man jemanden kennenlernen, helfen einem die eigenen Sinne immer noch am besten dabei, rasch über Sympathie oder Abneigung zu urteilen. Umso überraschender ist es da doch, dass bislang die menschliche Stimme im Partnervernetzungsgewerbe so stiefmütterlich behandelt wurde. Zu diesem Schluss kam auch der Waldviertler Programmierer Florian Gutmann beim Gespräch im Freundeskreis und machte sich an die Arbeit.
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Aus einer spontanen Idee ...
In meinem Freundeskreis, und ich denke nicht nur in meinem, sind etliche auf den unterschiedlichsten Dating-Apps registriert. Wir haben uns über die Erfahrungen, die man so macht unterhalten, und sind draufgekommen, dass eigentlich für keinen das Richtige dabei war. Das Segment hat sich ja mittlerweile ungemein verbreitert: Es gibt Singlebörsen für Bauern, welche für Flugbegleiter und Pilotinnen, für Akademiker und so weiter.
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Allen bestehenden Dating- Apps ist aber gemeinsam, dass ihnen der persönliche Touch fehlt, sie eher nur oberflächlich funktionieren. Ich meine da nicht nur das Hin-und-her-Wischen auf Tinder. Das Texte tippen und vom Bildschirm ablesen ist einfach nicht sehr sinnlich. So entstand spontan die Idee, eine Möglichkeit zu schaffen, die einen unmittelbaren Eindruck von der Persönlichkeit des Gegenübers vermittelt. Wir haben uns gefragt: Warum reden wir nicht einfach miteinander?
... wird ein durchdachtes Produkt
Der Ablauf ist einfach: Zuerst registriert man sich auf unserer Plattform und gibt ein paar persönliche Daten wie Alter, Geschlecht, Wohnort und Telefonnummer ein. Dann legt man ein 30 Sekunden langes Sprachprofil an, in dem man sich kurz vorstellt. Zwar hat sich gezeigt, dass es für viele Menschen anfangs noch ungewohnt ist, sich mündlich vorzustellen, doch genau da liegt auch einer der Vorteile der Methode.
Denn in der Art, wie jemand spricht, äußert sich seine Persönlichkeit, und das Gegenüber kann sich ein viel genaueres Bild machen. Bei geschriebenen Profilen weiß man ja nicht einmal, ob die Worte von der Person selbst stammen, und wie viel von den behaupteten Dingen tatsächlich auch der Wahrheit entsprechen.
Das Alleinstellungs-Merkmal
Wenn man jemanden hört, spürt man, ob eine Gesprächsbasis besteht. Whispar macht einem nach der Registrierung gleich ein paar Vorschläge, die man sich anhören kann. Man kann sich dann über unsere Plattform mit der Person in Verbindung setzen: entweder eine Sprachnachricht schicken oder sie anrufen. Und zwar anonym über unser Netzwerk – die hinterlegte Telefonnummer der Nutzer dient in erster Linie der Identifizierung. Das garantiert auch die nötige Sicherheit vor unerwünschter Kontaktaufnahme, sollte doch kein weiteres Interesse bestehen.
Lernt man jemanden über eine traditionelle Dating-Plattform kennen möchte man ja auch möglichst schnell mit der Person sprechen. Dazu muss man aber seine Telefonnummer hergeben. Nicht nur Frauen ist das oft nicht ganz geheuer. Abgesehen davon überprüfen wir jedes Profil manuell: Wir sehen uns die hochgeladenen Bilder an und hören die Audio-Profile an. Wir legen großen Wert darauf, nur ernsthaften und seriösen Usern offenzustehen, schließlich wollen wir die große Liebe vermitteln und keine Abenteuer.
Passender Partner und Finanzierung
Im Herbst 2013 haben wir das Projekt ernsthaft voranzutreiben begonnen und im März 2014 schließlich die Firma gegründet. Ich hatte einen Abschluss der HTL für Informationstechnologie, einige Jahren Berufserfahrung bei kleineren österreichischen Softwareunternehmen, war auch schon bei einem Start-up für eine Buchhaltungssoftware dabei und hatte gerade ein Projekt für den Immobilieninvestmentmakler Markus Arnold beendet.
Ich habe ihm von meiner Idee erzählt. Er war sofort interessiert, hat finanzielle Mittel, Vertriebs- und Marketing Know-how zur Verfügung gestellt und wurde mein Mitgründer. So kann ich mich ganz auf die technische Seite konzentrieren, er kümmert sich als Investor um den Rest. Es ist eine fruchtbare Zusammenarbeit die hervorragend funktioniert und eine solide Basis für Wachstum sicherstellt.
Going live und Marketing
Wir haben 2015 erste Testversionen online gestellt und mit ein paar Hundert Nutzern erste Erfahrungen gesammelt, bevor wir im März 2016 offiziell gestartet und aktiv an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dazu haben wir mit Simone Potzmann eine Marketing Fachfrau ins Team geholt. Wir bewerben die Plattform auf Facebook und schalten Google Ads, sind aber auch offline sehr aktiv. Wir veranstalten Events mit Partnern, zum Beispiel After Work Clubbings. Wir sind also möglichst breit dort aufgestellt, wo sich potentielle Interessenten aufhalten.
Das Business-Modell
Der Einstieg in Whispar ist grundsätzlich kostenlos, es gibt aber natürlich Zusatzfunktionen, die man erst mit einer Premium Mitgliedschaft nutzen kann. Damit kann man zum Beispiel direkt miteinander telefonieren, was ja die "echteste" Form der Kontaktaufnahme ist. Je nach Vertragsdauer kostet das denn zwischen 15 und 19 Euro monatlich.
Momentan haben wir 40.000 Downloads und mehrere Tausend aktive Nutzer täglich. Wir wollen aber weiter expandieren. Eine Dating Platform funktioniert ja erst ab einer gewissen Anzahl von Teilnehmern wirklich gut. Wir müssen also noch zulegen, bevor wir schwarze Zahlen schreiben. Das wäre ohne einen potenten Investor im Hintergrund nicht möglich. Aber wir sind überzeugt, dass wir Ende 2017 positiv abschließen werden!
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