Warum Maria Pernegger ein CoderDojo gründete – und wem das nützt
CoderDojo ist eine weitweite Initiative, die Kindern und Jugendlichen Programmieren und Robotik näherbringen will. Maria Pernegger erzählt, wie ein neues Dojo entsteht.
Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung für ihren Sohn ist Maria Pernegger auf CoderDojo gestoßen. Diese internationale Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche in die Welt des Programmierens und der Codes zu begleiten. 2018 hat Maria Pernegger ihr eigenes CoderDojo in Steyr gegründet. Port41 hat sie von ihren Erfahrungen berichtet.
Beschäftigung für den Sohn
Als Geschäftsführerin einer Firma, die sich mit der Analyse von Medienmärkten beschäftigt, nutze ich zwar ständig in irgendeiner Form Codes und Programmierungen, kenne mich aber technisch nicht wirklich damit aus. Ganz im Gegensatz zu meinem Sohn. Der hat zwar schon mit zwölf begonnen, Java-Codes zu programmieren, hat aber in der Schule nicht die Umgebung vorgefunden, die ihn dabei gefördert hätte. Also habe ich mich auf die Suche nach etwas gemacht, wo er sein Talent einsetzen und Erfolgserlebnisse haben könnte.
Spielerische Annäherung
Viele regelmäßige Angebote gibt es da außerschulisch leider nicht. Schließlich bin ich auf ein sogenanntes CoderDojo in Linz gestoßen, dessen Konzept mir sehr vielversprechend erschien. Dojo wird im Japanischen das Haus genannt, in dem sich Kampfkünstler treffen, um zu trainieren und sich auszutauschen.
Beim CoderDojo treffen sich junge Menschen, um sich mit elektronischen Codes, IT und Robotik vertraut zu machen. Dabei werden sie von Mentorinnen und Mentoren begleitet, die mit der Materie wirklich vertraut sind.
Irische Initiative
Das erste CoderDojo fand 2011 in Irland statt, initiiert vom Programmierer und Entrepreneur James Whelton. CoderDojos basieren bis heute auf den gleichen Grundsätzen: Sie wenden sich an Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17, sind gratis und frei zugänglich für alle und werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen. Weltweit gibt es mittlerweile etwa 1.500 CoderDojos, in Österreich leider erst einige wenige.
Coden als Grundfertigekeit
Ich war von dem Konzept total begeistert. Genau das brauchen wir heute: Einen Ort, an dem Jugendliche – begleitet von erfahrenen Mentorinnen und Mentoren aus Wirtschaft und Technik – ihre Talente und Fertigkeiten einsetzen und Expertise entwickeln können, oder sich einfach nur in einem neuen Feld probieren können. Ohne Leistungsdruck und vor allem kostenlos, um nicht einzelne Kinder auszuschließen.
Schließlich geht es darum, dass Kinder die Handys, Tablets und PC, mit denen sie sich beschäftigen, auch verstehen. Dass sie sich mit der Technik auseinandersetzen und befähigt werden, dieses Umfeld auch zu gestalten, statt nur passiv zu streamen und Inhalte zu konsumieren.
IT- und Programmierkenntnisse gehören ja heute wie Lesen und Schreiben mittlerweile zu den Grundfertigkeiten, dafür braucht es Initiativen. Und auch das Vorurteil, dass Mädchen nicht coden können, muss man überwinden.
Große Resonanz bei Unternehmen
Der erste wichtige Schritt war, Mentorinnen und Mentoren zu finden, die sich um die Wissensvermittlung kümmern. Das ist gar nicht so einfach, wenn man selbst in keinem Netzwerk ist, das mit IT zu tun hat. Aber es gibt in Steyr doch eine recht große IT-affine Community.
Über das Museum Arbeitswelt, das TIC Steyr und die Vereine FAZAT und Steyr-Werke habe ich viele Kontakte geknüpft. Ich habe viele Gespräche mit Programmierern und Programmiererinnen geführt und rasch Verbündete gefunden. Auch Rainer Stropek vom CoderDojo Linz hat mir mit seinen Kontakten geholfen. Bei vielen war gar keine große Überzeugungsarbeit notwendig, sie waren sofort Feuer und Flamme für das Projekt.
Rascher Start
Im Mai 2018 hatte ich die Idee, im Oktober 2018 sind wir bereits mit 25 Kindern gestartet. Im Nachhinein betrachtet ist das wirklich blitzschnell gegangen.
Ein CoderDojo lebt in erster Linie von den ehrenamtlichen Mentorinnen und Mentoren, die ihre – bei Programmierern meist spärliche – Freizeit für die gute Sache zur Verfügung stellen. All den Freiwilligen gebührt riesengroßer Dank!
Ich glaube, dass ich das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Es gab in Steyr schon länger die Idee, dass man bezüglich IT-Ausbildung etwas unternehmen müsste, meine Idee fiel also auf fruchtbaren Boden.
Unterstützung durch zahlreiche Institutionen
Wir haben auch zu Firmen und Institutionen Kontakt aufgenommen, die sich dann bereit erklärt haben, uns zu unterstützen. Vom Verein FAZAT etwa – eine Initiative von Land, Bund und Stadt Steyr für Innovation und technische Entwicklung – bekamen wir finanzielle Unterstützung und ein Backoffice. Das Museum Arbeitswelt ist ein wichtiger strategischer Partner und stellt Räumlichkeiten zur Verfügung.
Von vielen Firmen werden wir mit Hardware, Manpower oder auch mit einem finanziellen Beitrag unterstützt, schließlich gibt es eine ganze Reihe von Aufwendungen, die bezahlt werden wollen, etwa die Bewerbung der Initiative. Oder auch Laptops, die sich Kinder ausborgen können, die keinen eigenen haben.
Die Mitarbeiter der Zukunft fördern
Die Unternehmen haben den Sinn der Sache jedenfalls schnell verstanden – besonders jene, die auf Mitarbeiter angewiesen sind, die sich mit Codes und Programmen auskennen und die dem Fachkräftemangel in diesem Bereich aktiv entgegentreten wollen.
Einige Unternehmen stellen uns daher Mentorinnen und Mentoren zur Verfügung, die auf einem bestimmten Fachgebiet besonders kompetent sind. So werden wertvolle praktische Erfahrungen an die Kinder und Jugendlichen weitergegeben.
Die Initiative bekannt machen
Viel Arbeit verwenden wir auch darauf, unsere Initiative bekannt zu machen. Schulen sind dabei wichtige Multiplikatoren, aber auch die Unternehmen. Außerdem nützen wir Social Media und betreiben aktive Pressearbeit. Und auch Mund-zu-Mund-Propaganda ist wichtig: ein begeistertes Kind kann viele andere mitreißen.
Last but not least müssen natürlich auch die Eltern mitspielen. Gerade bei uns am Land müssen die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ja irgendwie ins Dojo kommen. Und bei den Unter-Zwölfjährigen spielt auch die Aufsichtspflicht eine Rolle.
Reger Zulauf
Wenn sie einmal da sind, sind die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedenfalls mit Begeisterung bei der Sache. Kinder kennen keine Scheu, wenn es ums Programmieren geht. Sie haben keine Angst, etwas kaputt zu machen, ganz im Gegenteil. Oft haben sie schon genaue Vorstellungen, was sie machen wollen: Etwa eine App, die es noch nicht gibt, oder ein Spiel programmieren.
Ganz alleine ist das kaum zu schaffen, und die Eltern haben meist keine Ahnung vom Programmieren. Bei uns treffen sie Menschen, die ihnen helfen. Ganz ohne Zwang – so ist es auch viel leichter, die Begeisterung zu behalten!
Infos und Termine finden Interessierte auf coderdojo.com.
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