Wie eine Mutter mit einer cleveren Erfindung Eltern Freiraum verschafft
Aus einer Kinderbeschäftigung wurde eine Geschäftsidee: Mit den bunten Badala Sticker-Bögen verwandeln sich alte Verpackungen in neues Spielzeug.
Warum ihre Kinder so brav seien, wurde Barbara Höller immer wieder gefragt. Die Antwort: Sie beschäftigen sich selbst. Das Geheimnis: Bunte Schachteln, in denen die Kinder ihre eigenen Welten inszenieren, in denen die Eltern höchstens Handlangerdienste leisten dürfen. Die Grafikerin hat daraus nun eine Geschäftsidee entwickelt: Bögen mit Aufklebern, die alte Kartons in Piratenschiffe, Küchen oder Rennautos verwandeln.
Badala – der Name bedeutet auf Panjabi verwandeln – bietet Müttern und Vätern ein simples Tool, das ihren Kleinen neue Welten eröffnet – und den Eltern neue Freiräume.
Wie sich Kinder selbst beschäftigen
Meine Kinder lieben Rollenspiele. Einmal waren sie fünf Tage auf Urlaub, die Wohnung war das Hotel, täglich sind sie mit Koffern umgezogen, wir Eltern durften – oder mussten – nur am Rand mitspielen, sie als Rezeptionisten oder Kellner bedienen. Sie waren so konzentriert auf ihr Spiel, dass wir stundenlang nichts von ihnen gehört haben und so unserer eigenen Arbeit nachgehen konnten.
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Was die Phantasie anregt
Die meisten von uns erinnern sich doch an ihre eigenen Kindheitserfahrungen: Riesige Kartons waren die perfekten Projektionsflächen für Phantasien und natürlich habe ich das dann auch bei meinen Kindern unterstützt: Wann immer eine große Schachtel ins Haus kam, haben wir sie aufgehoben. Und die Kinder haben dann irgendwann irgendetwas daraus gemacht.
Kreatives Umgestalten ist bei uns zu Hause ganz alltäglich: Der Vater ist bildender Künstler, ich Grafikerin – sie haben sich also etwas abschauen können. Filzstifte und Marker liegen sowieso überall herum. Vielleicht sind unsere Kinder deswegen ja auch kreativ und erfinderisch, aber durch das Feedback anderer Eltern habe ich gemerkt, da steckt Potential dahinter. Und habe beschlossen, es zu nützen.
Wie Beruf und Familie unter einen Hut gehen
Ursprünglich war ich in einer Werbeagentur als Art Director angestellt. Nach dem ersten Kind habe ich den Wiedereinstieg mit zwei Tagen wöchentlich probiert. Hausarbeit und Kinderaufsicht haben wir uns aufgeteilt, die Tochter war viel im Atelier meines Mannes. Nachdem ich gemerkt habe, Beruf und Familie lassen sich so problemlos vereinen, habe ich mich nach der Geburt des zweiten Kindes selbständig gemacht und 2012 ein Grafikunternehmen gegründet. Mit den Kindern verschieben sich allerdings die Schwerpunkte, man arbeitet nicht mehr so karriereorientiert, genießt auch die gemeinsame Zeit.
Wie man neben Kindern arbeiten kann
So habe ich dann auch festgestellt, dass ich, wenn die Kinder tief in ihre Schachtelwelt versunken spielen, nebenher durchaus auch ein Buch lesen oder arbeiten kann. Sie brauchen dann nur ab und zu einen Impuls, indem ich etwa einen Schatz auf der Pirateninsel, zu der sie den Teppich erklärt haben, verstecke. Der Schatz war einfach irgendein Zettel, den ich schnell neben meiner eigentlichen Arbeit gestaltet habe, mit Goldbarren oder Münzen drauf, die sie ausschneiden konnten. Daraus entstand die Idee, auch Eltern, die nicht so versiert im Zeichnen sind, diese Möglichkeit zu geben.
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Zielgruppenstudie im Kinderzimmer
Basierend auf den Motiven, die meine Kinder am liebsten nutzten, entstanden so die ersten Serien von Bögen mit Aufklebern: Das Set Rennwagen, bestehend aus fünf Bögen, die Küche und das Piratenschiff mit jeweils vier. Vom Rennauto gibt es zwei Versionen, eine mit mädchenhafteren Farben, denn selbst wenn die Mädchen genau so gerne in die Rennsportwelt eintauchen, ist die Vorliebe für Rosatöne unübersehbar. Bei den Fischen, Wellen oder Goldbarren gibt es kaum Unterschiede, die Kinder wissen auch sofort, was wie zu verwenden ist, oder sie entdecken ganz neue Zusammenhänge.
Basteln statt kaufen
Auch bei der Küche haben sich die Geschlechterrollen schon ziemlich aufgelöst – Buben kochen vielleicht mehr im Restaurant. Das Küchenset, das auch Dinge wie eine Waschmaschine enthält, kommt jedenfalls sehr gut an. Von einigen Eltern habe ich schon das Feedback bekommen, dass die gekaufte Kinder-Küche im Eck liegt, während in der selbst gestalteten mit ihren Würsteln und Spiegeleiern der Ofen selten ausgeht.
Kindersichere Materialien
Die Aufkleber sind aus vinylfreiem Stickerpapier hergestellt, sowie aus Zellulose aus sozial- und umweltverträglicher Waldwirtschaft. So kommen die Kinder nicht mit potentiell allergenem Material in Berührung. Außerdem ist es strapazfähig, reißt also nicht gleich, wenn man die Schachtel zusammenlegt, und lässt sich problemlos als Altpapier entsorgen.
Drucken lasse ich die Sets möglichst regional, die Verpackung aus Recyclingkarton kommt aus Niederösterreich, die gestanzten Teile werden aus Kostengründen in Budapest gefertigt. Bei der ersten Serie musste ich versuchen, die Kosten niedrig zu halten, die Preisunterschiede waren enorm. Produzenten zu finden war gar nicht so einfach, bei rund zwanzig Druckereien habe ich angefragt, bevor die richtige dabei war.
Unterstützung vom Austria Wirtschaftsservice
Das Kapital für den Start habe ich zum Teil selbst aufgebracht, sehr wichtig war aber eine Förderung durch das Austria Wirtschaftsservice. Damit konnte ich meine Marke Badala international schützen und die ersten 500 Sets herstellen lassen. Der Vertrieb läuft in erster Linie online, über meine Seite www.badalasticker.com, aber auch über einige kleine Geschäfte, die ich entweder selber anspreche oder die auf mich zukommen.
Kommunikative Zielgruppe
Meine Marketing-Maßnahmen konzentrieren sich momentan hauptsächlich auf die bekannten Social Media-Kanäle, auf denen meine Zielgruppe sehr aktiv und vernetzt ist. Auch weil ich derzeit über kein besonders großes Marketing-Budget verfüge, ist dieser Weg naheliegend. Besonders wichtig ist auch die Mund-zu-Mund Propaganda. Eltern sind ja, was ihre Lieblinge anbelangt, sehr kommunikativ, erst recht, wenn sie über Erfolgserlebnisse erzählen können.
Und sollte das, wonach es derzeit aber gar nicht aussieht, alleine doch nicht funktionieren, habe ich immer noch einen Plan B: Als ehemalige Werberin kenne ich ja so manchen Trick, vor allem macht es aber richtig Spaß, mal eine eigene Marke zu kreieren!
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