Wie Markus Schneider mit seiner Tischlerbörse den Verkauf digitalisiert
Standardisierte Anfragen, übersichtliche Kategorien, keine Überraschungen bei Kosten: Die Tischlerbörse hilft auch abgelegenen Betrieben, die Auslastung zu verbessern.
Dass man Handwerker im Netz finden kann, ist keine große Neuigkeit. Interessant wird es aber, wenn man gleich den Richtigen hat. Tischler zum Beispiel. Markus Schneider und Andreas Picka haben das Matchen von Kunden und Anbietern deutlich vereinfacht: Auf dem virtuellen Marktplatz Tischlerbörse treffen beide einander ohne viel Platz für Missverständnisse.
Etwas im Internet machen
Andreas und ich kennen einander schon seit der gemeinsamen Zeit an der HTL. Während unseres weiteren Studiums – Betriebswirtschaft mit Vertiefung Wirtschaftsinformatik beziehungsweise Marketing – wurde bald klar, dass wir auch wirtschaftlich gemeinsame Sache machen wollten. Etwas im Internet hatten wir uns vorgestellt, 2015 gründeten wir unsere Firma.
Die Idee, den richtigen Handwerker mit digitaler Hilfe zu finden, entstand im Freundeskreis. Etliche Bekannte suchten immer wieder Tischler für ganz spezifische Aufträge. Die Suche gestaltete sich oft kompliziert, man muss auf den verschiedensten Wegen Tischlereien suchen, diese kontaktieren, und kann nur hoffen, dass sie genau das gewünschte Möbelstück anfertigen oder eine Reparatur durchführen.
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Kundenwünsche im Mittelpunkt
Wir haben von vornherein die Suchenden in den Mittelpunkt gestellt und uns auf einfache Bedienbarkeit konzentriert. In der Projektphase habe ich meine Vorstellungen im Bekanntenkreis abgetestet, um sicherzugehen, dass sich meine Ideen mit den konkreten Kundenwünschen decken und um herauszufinden, welche Suchparameter erforderlich sind. Wir haben einen Namen gesucht und uns die Website gesichert, tischlerboerse.at war erfreulicherweise noch frei.
Anfang 2016 habe ich meine Erkenntnisse zusammengefasst – das ergab ein erschreckend umfangreiches Businesskonzept – und wir haben uns ans Werk gemacht. Dazu haben wir einen Spezialisten für die Programmierung mit ins Boot geholt – er ist mittlerweile Teilhaber – und mit der technischen Umsetzung begonnen.
Klare Suchstruktur
Der User legt an unserer Börse ein Projekt an, wählt aus einer Liste die Kategorie aus, die am genauesten zu seinem Auftrag passt – zum Beispiel Bettenbau, Dachbodenausbau, Küche oder auch Restaurierungen. Dazu gibt er eine Beschreibung ins entsprechende Feld ein, seine Postleitzahl, das gewünschte Lieferdatum und eine Preisspanne.
Auf der Plattform registrierte Tischlereien, die die Suchkriterien erfüllen, sehen die Anfrage und können ein Angebot machen. So findet der Kunde rasch eine geeignete Tischlerei: Er erhält nur Angebote, die zu seinen Vorstellungen passen, muss nicht jedes Mal von Neuem erklären, was er will – und sich nicht womöglich nach einer langwierigen Schilderung über einen Preis jenseits seines Budgets oder einen unrealistischen Termin ärgern. Das funktioniert: Unter unseren 260 Tischlern gibt es Spezialisten für so ziemlich alles, vom Holzbootsbauer bis zum Wohnwagenexperten.
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Einfaches Businessmodell
Ein Projekt zu platzieren ist für den Suchenden natürlich kostenlos. Um darauf antworten zu können, muss der Tischler jedoch eines der kostenpflichtigen Abonnements gebucht haben. Eine Tischlerei kann sich zwar auch kostenlos auf der Tischlerbörse registrieren lassen und ist dann dort zu finden, kann allerdings keinen Kontakt mit den Kunden aufnehmen, die gerade eine spezifisches Projekt eingegeben haben.
Unser Stammtischler"-Paket zum Beispiel kostet 99 Euro monatlich, dafür kann der Tischler drei Regionen, in denen er anbieten möchte, angeben sowie fünf Kategorien, und er hat Zugang zu Projekten bis zu einem Auftragswert von 30.000 Euro. Diese Einschränkung fällt beim Premium"-Paket um 189 Euro weg, außerdem wird der Betrieb nach vorne gereiht, kann in allen neun Regionen und 24 Kategorien seine Dienste anbieten.
Gewinne reinvestiert
Wir wickeln derzeit, etwas mehr als ein Jahr nach dem Start, täglich etwa einen Auftrag ab. Das ist in etwa die Menge, die die derzeit auf der Tischlerbörse gelisteten Betriebe bewältigen können.
Um wachsen zu können müssen wir also aktiv neue Mitgliedsbetriebe anwerben, also ins Marketing investieren. Bisher haben wir uns aus Eigenmitteln finanziert, Gewinne werden ins Unternehmen reinvestiert. Daran wollen wir festhalten. Besonders im Westen sind wir noch nicht so gut vertreten, wie wir gerne wären.
Die Digitalisierung rettet Betriebe
Wahrscheinlich kennt man in ländlichen Gegenden eher noch den Tischler im nächsten Ort. Speziell im Osten leben die meisten Kunden in Ballungsräumen, während die Tischlereien eher außerhalb der Städte, etwa im Waldviertel, angesiedelt sind.
Aus dem Waldviertel hatten wir übrigens auch das bisher schönste Feedback: Einige Tischler haben uns erzählt, dass sie schon ans Zusperren gedacht hatten. Aber dank der Digitalisierung haben sie neue Kunden gefunden, hauptsächlich in oder rund um Wien. Die hätten ohne die Tischlerbörse wohl nicht einmal geahnt, dass eineinhalb Fahrstunden entfernt, irgendwo zwischen Wetzles und Siebenlinden ein Tischler wartet, der genau ihre Wünsche wahr werden lässt.
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