Wie Song-I Saba mit art.world die Kunstszene in eine App bringt
Die Kunst-Anthropologin sammelt Infos zu Ausstellungen und Kunst-Events aus aller Welt in einer Datenbank und macht sie über eine App leicht zugänglich.
Dass Song-I Saba als Tochter einer Koreanerin und eines Halb-Libanesen aus Linz Anthropologie an der Goldsmith University in London studierte, überrascht nur wenig. Dass sie dies mit Focus auf Kunst und deren Vermittlung tat, äußert sich in der Entwicklung einer App: art.world sammelt weltweit Daten zu aktuellen Ausstellungen und Kunst-Events, um sie Kunstenthusiasten mobil zugänglich zu machen.
Kunstbegeisterte Kinderstube
Meinen Eltern sind beide in der Kunstszene aktiv und ich hatte von klein auf Kontakt zu Künstlern aus aller Welt. Schon während meines Studiums begann ich, gemeinsam mit einem kleinen Team, mit dem Aufbau einer Datenbank, die Informationen zu aktuellen Ausstellungen, deren Kuratoren und den präsentierten Künstlern sammelt.
Heute sind über 6000 aktuelle Ausstellungen in mehr als 500 Städten auf art.world abrufbar, samt den Daten der Vernissagen und den Pressetexten zu den Künstlern. Vorbild war unter anderem IMDb, eine Seite, auf der man Informationen über die Filmszene finden kann.
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Investoren aus der Kunstszene
Ursprünglich hatte ich einen Co-Founder, der aber nach zwei Jahren wieder ausgestiegen ist. Die Weiternetwicklung der App hat er dann leider nicht mitgemacht. Aber eine App ist natürlich die logische Fortsetzung: ein interaktives Tool, das kunstinteressierte Menschen jederzeit aktuelle Infos anbietet. Und zwar vor allem auch unterwegs, nicht nur, wenn sie an einem Computer sitzen.
Die Website und die App habe ich mit Hilfe von Investoren finanziert, die ich persönlich angesprochen und überzeugt habe. Insgesamt unterstützen mich nun fünf österreichische Privatinvestoren, die alle ein großes Interesse an Kunst auszeichnet. Das heißt, mein Projekt bewegt sich derzeit weniger in der Technologie-getriebenen Start-up-Szene, es lebt eher von einer Art Mäzenatentum.
Lean Start-up
Deshalb agieren wir auch sehr kostensparend – wo es geht über Kooperationen und studentische Aktivitäten. Die Infos für unsere Datenbank bekommen wir von Ambassadors, die ehrenamtlich für uns arbeiten. Das sind oft Kunststudenten, die uns weltweit mit Informationen versorgen und dafür von Galerien und Museen kostenlos Zugang erhalten oder Kunstmessen gratis besuchen und dort Kontakte knüpfen können. Auch mit dem MAK, der Kunsthalle Wien, dem Berkley Art Museum oder der Art Dubai sind wir Kooperationen eingegangen: Wir werden von ihnen dafür präsentiert und erhöhen so unseren Bekanntheitsgrad.
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Einkünfte über Werbung und Ticketverkauf
Als nächsten Schritt wollen wir Werbung auf der Seite und der App verkaufen, um Einkünfte zu erzielen. Momentan sind wir gerade dabei, einen Deal mit einem jungen, amerikanischen Modelabel abzuschließen, das eine Online-Galerie gestartet hat. Als Gegenleistung werden wir im Rahmen der Kooperation von ihrer PR-Agentur mitbetreut. So werden wir in den USA einen unbezahlbaren Werbewert lukrieren können.
Außerdem arbeiten wir an einer Lösung für die App, mit der man auch Tickets kaufen kann – nicht nur für die Ausstellungen, sondern vor allem auch für jene Veranstaltungen, mit denen die Museen selbst neue Einnahmemöglichkeiten generieren wollen. Also zum Beispiel exklusive Partys in den Museumsräumlichkeiten. Früher konnten an solchen Partys meist ausschließlich fördernde Mitglieder teilnehmen, heute kann man dafür auch Tickets kaufen. Und wenn das über unsere App läuft, können wir Provisionen bekommen.
Vielfältiges Angebot
Die App und die Website ermöglichen es, persönliche Interessen zu speichern, sowie die Orte, für die man sich interessiert. Man bekommt dann Veranstaltungen direkt in den personal feed, später auch in den Kalender eingespielt. Wichtig ist uns, nicht nur kostenpflichtige oder besonders spektakuläre Ereignisse zu präsentieren, sondern etwa auch die Szene an den Kunstunis, also auch Abschlusspräsentationen, Jahrgangsausstellungen, interessante Vorträge oder Screenings.
Denn eine unserer wichtigsten Aufgaben sehen wir darin, die Hemmschwelle zu senken, also Menschen zur Kunst zu bringen, die sonst nur selten in Museen, Galerien oder gar auf Kunstuniversitäten gehen. Dazu eignet sich eine App viel besser als eine Website. Und natürlich kommunizieren wir auch viel in sozialen Netzen.
Umfangreiche Marketing-Maßnahmen
Seit neuestem haben wir auch unsere erste Angestellte: Viola Zichy ist für Social Media zuständig und hält den Kontakt zu den art.world-Ambassadors. Sie wertet die Feedbacks zur neuesten Version der App aus und kümmert sich ums Marketing.
Aber auch alle anderen, die mitmachen, sind mit viel Enthusiasmus dabei. Genau wie ich, wenn ich wieder Kooperationen mit den Kunstmessen in Dubai, Paris und wer weiß wo noch anleiern werde!
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