Ich! Ich! Ich! Was Neo-Selbständige beschäftigt.
Über das Um-sich-selbst-Kreisen einer frisch geschlüpften Selbständigen.
Veränderung beginnt, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht auf die Ursachen, sondern auf den erwünschten Zustand richten. Weg vom Problemdenken, hin zum Ziel-Denken.
Deswegen habe ich derzeit nur ein Thema: MICH! Seit Anfang September 2016 bin ich nun freie Journalistin und Texterin für unterschiedliche Verlage, Agenturen und Publisher. Keine Premiere. Ich bin in meinem Leben, das 41 Lenz alt ist, schon zwei Mal selbstständig gewesen – und zwei Mal bin ich ordentlich auf die Schnauze gefallen. Beim ersten Mal war ich einfach viel zu jung (PR), und beim zweiten Mal (Journalismus und PR) habe ich mich mit den Risiken und Chancen viel zu wenig auseinander gesetzt. Sprich: Ich war naiv. Und ein bisschen zu feige, mich SVA, WKO, Finanzamt und ihren Begehrlichkeiten zu stellen.
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Diesmal, DIESMAL, soll alles anders sein!
Was für ein innerer Kraftakt – für mich, aber auch mein Umfeld. Von der nachlässigen Lebefrau hin zur – nun, was bin ich nun eigentlich? Keine Ahnung, jedenfalls noch nicht. Denn seitdem ich mein eigener Boss bin, beiße ich nicht nur noch mehr hinein als in einem Angestelltenverhältnis – ich rede auch am allerliebsten von mir. Von meinen Jobs, meinen tiefen Erkenntnisse über das Leben – als Selbstständige und im Allgemeinen. Ich denke nach – rund um die Uhr.
- Darüber, dass ich meine Freiheit wahrhaft genieße und arbeiten kann, wo und wann ich will.
- Darüber, dass siebzig Prozent meiner Kunden viel zu spät zahlen, und wie ich das abfedern kann.
- Darüber, ob es an der Zeit wäre, sich ein anderes System für die Belege zu suchen als die alte Kiste mit den Glitzersteinchen drauf.
- Darüber, wie sehr mir das Weihnachtsgeld abgeht.
- Darüber, ob Existenzangst ein guter Motor ist.
- Darüber, wie ich es manage, gut vom einzigen wirklichen Talent, das ich besitze, zu leben.
- Darüber, dass es wieder mal Zeit wäre, die Jogginghose (gängige Arbeitskluft an Termin-armen Tagen) gegen das Kleidchen zu tauschen und im Network-Dschungel neue Jobs aufzureißen.
- Darüber, dass ich zum ersten Mal nicht in den Urlaub fahren WILL. Ich WILL arbeiten. Und ich WILL das diese Übung gelingt. ICH! ICH! ICH! WILL.
Neustrukturierung ist eine Stessreaktion
Verknappt: Ich stresse mich. Ja, es stimmt schon: Ein wenig Stress gehört schon dazu. Nur unter Druck entsteht Veränderung. Denn, jedenfalls sagt das die Neurobiologie: Stressreaktionen tragen maßgeblich zu Entwicklung, Entfaltung, Neuorganisation und Strukturierung des Gehirns bei. Stressverarbeitung ist also fast immer Veränderung und mit dem Erlernen neuer Denkgewohnheiten und Denkmuster verbunden. Ein gewisses Ausmaß an innerer Unruhe scheint also für frisch geschlüpfte Selbstständige lebensnotwendig zu sein.
Was das für mein persönliches Umfeld bedeutet? Familie und Freunde müssen stark sein, denn es geht derzeit nicht um sie. Es geht um mein Leben, nicht nur um meine Arbeit, und ich werde erst wieder so richtig geben könne, wenn ich mich einigermaßen in Sicherheit wähne. Deswegen prallen Vorwürfe wie “Du redest immer nur von dir“ von mir ab. Ja, tue ich, und ja, das ist mir bewusst. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Und Egoismus ist manchmal mehr Strategie als schlechte Erziehung.
Deswegen bin ich (Ich! Ich! Ich!) so frei und zitiere Tolstoi: „Alle Welt verurteilt den Egoismus. Egoismus aber ist das Grundgesetz des Lebens. Es kommt nur darauf an, was man als sein Ego anerkennt.“
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