EPU machen alles selbst – auch ihre eigene Vertretung
Wenn weder Wirtschaftskammer noch Arbeitnehmervertretungen die Lebenswelt der EPU erfassen und wenn wir gehört werden wollen, dann wird es Zeit für eine EPU-Vertretung.
Zwischen zwei Stühlen und gleichzeitig auf beiden zu sitzen, das soll den EPU einmal jemand nachmachen! Einpersonenunternehmen sind weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber – und gleichzeitig sind wir beides in einem: Wir schaffen unsere eigenen Arbeitsplätze und sind umgekehrt selbst unsere einzigen Arbeitnehmer. Manche EPU sind vollwertige kleine Unternehmen, die ihren Markt selbst bearbeiten, andere sind eher ausgelagerte Arbeitnehmer auf eigene Rechnung und vollkommen abhängig von ihren Auftraggebern. Viele bewegen sich zwischen den beiden Extremen.
Sozialpartner können mit EPU nicht viel anfangen
In einem Land, in dem viele Entscheidungen innerhalb der Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen getroffen werden, haben es EPU schwer, adäquat repräsentiert zu werden. Denn die Sozialpartnerschaft geht davon aus, dass es nur zwei Stühle gibt, und dass jeder nur auf einem der beiden sitzen kann. Nicht dazwischen und schon gar nicht auf beiden. Punkt.
Im ständigen Hickhack zwischen den beiden Seiten werden Gesetze beschlossen oder verhindert, in der Überzeugung, dass, was der einen Seite nützt, der anderen natürlicherweise schaden muss. Und wenn die eine Seite sich eine Verbesserung herausverhandelt, muss die andere im Gegenzug auch ein Zugeständnis bekommen. Das ist ein Kuhhandel, auf dessen Ergebnissen auch Gesetze geschrieben werden und der prinzipiell weder gut noch schlecht sein muss. Nur wir EPU kommen darin eben nicht vor.
Weil wir beide Positionen in einer Person vereinen, sind wir von diesem Hickhack ständig betroffen. Weil wir aber gleichzeitig keine der beiden Rollen wirklich im klassischen Sinn ausfüllen, werden wir mit unserer speziellen Lebensrealität von der Gesetzgebung einfach ignoriert.
Nachteile ohne dazugehörige Vorteile
Wir werden besteuert wie die Großen, haben aber nicht dieselben Möglichkeiten, steuerschonend zu arbeiten. Stattdessen werden wir pauschal der Steuerhinterziehung verdächtigt: Uns wird die Registrierkasse aufgezwungen, während internationale Konzerne weiterhin legal ihre Gewinne so lange hin- und herverschieben, bis am Ende keine Steuerpflicht mehr übrigbleibt. Wir haben bürokratische Auflagen, die für große Unternehmen vielleicht Sinn machen, kleine aber völlig überfordern. Gleichzeitig sind wir von Auftraggebern abhängig wie Arbeitnehmer, haben aber kein vergleichbares soziales Auffangnetz, wenn einmal ein großer Auftraggeber wegfallen sollte, oder wenn uns längere Krankheit arbeitsunfähig macht.
Wirtschaftskammer im Interessenskonflikt?
Die Regeln werden geschrieben, als ob es uns nicht geben würde. Dabei sind wir inzwischen über 300.000 EPU in Österreich. Über 300.000 Menschen, die sich tagtäglich ihren eigenen Arbeitsplatz schaffen. Die meisten sind sogar Pflichtmitglieder der Wirtschaftskammer. Diese bemüht sich zwar einige brauchbare Services für EPU anzubieten, doch wenn es um Interessensvertretung geht, sorgt eine schwer durchschaubare kammerinterne Wahlordnung dafür, dass die Großen weitaus mehr zu sagen haben als die Kleinen. Auch das hat nicht nur Nachteile. Für EPU allerdings schon, denn die Wirtschaftskammer hat massiven Einfluss auf politische Entscheidungen, die dann eher im Sinne großer Unternehmen ausfallen und uns nicht immer zugute kommen.
Ein dritter Stuhl muss her
Wenn die Wirtschaftskammer unsere Interessen nur lauwarm vertreten kann, wenn Arbeiterkammer und Gewerkschaften nicht wissen, wo uns der Schuh drückt, dann bleibt uns EPU nichts Anderes übrig, als selbst aufzustehen, selbst eine gemeinsame Stimme zu finden und uns selbst einen eigenen Stuhl an den Verhandlungstisch zu stellen. Hier wollen wir sitzen, hier wollen wir mitreden.
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