Geiz ist geil: Was das für den heimischen Handel bedeutet
Immer mehr Unternehmen lagern aufgrund des hohen Wettbewerb- und Kostendrucks immer mehr Arbeit an die KundInnen aus. Aber führt das zum gewünschten Erfolg?
Kosten optimieren ist ein Ziel, das wir gemeinsam haben, denn Konsumenten und Unternehmer stehen vor derselben Herausforderung: dem Wirtschaftlichkeitsprinzip. Während die Konsumenten sich mit ihrem Einkommen möglichst viele Bedürfnisse und Wünsche erfüllen wollen, müssen die Unternehmer mit dem von der Kundin bezahlten Preis alle ihre Kosten abdecken.
Beeinflussbare und nicht beeinflussbare Kosten
Da gibt es Kosten, die ich als österreichische KMU-Unternehmerin beeinflussen kann, wie z.B. die Einkaufspreise meiner Waren oder die Anzahl der Mitarbeiter. Es gibt aber auch Kosten, die ich nicht beeinflussen kann, wie z.B. die kollektivvertraglich geregelten Löhne oder die Steuern.
Um also möglichst günstig anbieten zu können – Geiz ist geil gilt nicht nur für die Mehrzahl der Konsumenten sondern praktisch auch für alle öffentlichen Auftraggeber – müssen alle Möglichkeiten zur Kostensenkung genützt werden. Dazu gehört auch die Auslagerung von Prozessschritten an die Kundschaft. Im Handel wurde dies schon in den USA der 1930er Jahre bei der Entwicklung von Supermärkten umgesetzt, als die Kunden vom Warenangebot nicht mehr durch eine Budel getrennt wurden, sondern sich selbst bedienten.
Während es für Konsumenten um das beste Schnäppchen geht, geht es für Unternehmer um das Überleben – ohne zahlende Kundschaft keine Existenz.
Wettbewerb 24/7 weltweit
Gerade im Handel wird der Wettbewerb um die Kunden weltweit und über die unterschiedlichsten Vertriebskanäle 24/7 geführt – da braucht es schon viel Unternehmergeist und Kapital, um gegenüber dem Mitbewerb bestehen zu können. Besonders für Klein- und Mittelunternehmen ist dies eine große Herausforderung. Sie sind aber das Rückgrat unserer Wirtschaft und sie sind auch die größten privaten Arbeitgeber im Land. Damit sind sie diejenigen, die vielen Haushalten ihr Einkommen ermöglichen.
Insofern erscheint es mir dringender darüber zu diskutieren, wie wir die Kaufkraft im Land erhalten und wie Konsumenten unsere mittelständischen Unternehmen unterstützen können, als darüber zu klagen, dass Unternehmer Prozesse noch kostengünstiger gestalten, um im (internationalen) Wettbewerb bestehen zu können.
"Geiz ist geil" als letztes Argument?
Viele Umfragen berichten von Kunden, die sich mehr Beratung, anständige Dienstverhältnisse und ordentliche Arbeitsplätze in den Unternehmen wünschen. Die Abstimmung mit den Füßen führt die meisten allerdings zum Geiz ist geil-Angebot, weshalb sich diese Wünsche nicht erfüllen.
Gerne würde ich mit qualifiziertem Personal meinen Kunden bestes Service zur Verfügung stellen und sehr gerne würde ich meine Mitarbeiter auch über Kollektivvertrag anständig bezahlen. Dies bräuchte jedoch Kunden, die bereit sind, dafür einen höheren Preis zu berappen. Das käme über den Wirtschaftskreislauf sogar in Form höherer Einkommen allen Haushalten, also den Konsumenten, zugute – eine Win-win-Situation für Supermarkt-Kassiererinnen und -Unternehmerinnen.
Eine offene Diskussion mit betriebs- und volkswirtschaftlichen Perspektiven wäre ein wichtiger erster Schritt zu konsequentem individuellen und politischen Handeln.
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