Unsicherheit als Chance
Digitalisierung, Automatisierung, Migration, politische Umbrüche: Für Selbständige und Unternehmer ergeben sich daraus nicht nur Risiken, sondern auch neue Chancen.
Regelmäßig liest man vom Ende der Arbeit durch Digitalisierung und Automatisierung. In Zusammenhang mit den aktuellen Migrationsströmen ist immer auch von der Sorge über den Zustand des Arbeitsmarktes die Rede. Die politische Weltlage ist nach den Volksentscheiden in Großbritannien und den USA unübersichtlicher geworden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, aber was bedeutet dies für Selbstständige und Unternehmer?
Veränderung als Chance
Jede dieser Entwicklungen benötigt neue Dienstleistungen. Social-Media-Manager gab es vor einigen Jahren noch nicht. Der Brexit schafft Jobs für tausende Anwälte, Steuerberater oder Zollexperten. Die Digitalisierung eines Supermarkts bedeutet zwar den Verlust von Kassajobs, aber in der Auslieferung von Lebensmitteln entstehen vermutlich mehr Jobs, als im Kassenbereich verloren gehen. Die Digitalisierung des Hauses als Smart Home ermöglicht die Bestellung von Dienstleistungen für Handwerksleistungen mit geringen Transaktionskosten.
Transformationen müssen geplant, durchgeführt und begleitet werden. Damit sind sie wunderbare Chancen für Unternehmer. In der Vergangenheit waren solche großen Änderungen etwa die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, die Osteuropaerweiterung oder die Transformation des Begräbnismarktes, der sich über Jahrhunderte von einer ehrenamtlichen Funktion zu einem heiß umkämpften Markt wandelte.
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Versprechen für die Zukunft
Neben den handwerklichen geht es aber auch um die sinnstiftenden Aspekte. Jede Fortbildung eines Mitarbeiters, jede Investition am Kapitalmarkt und sogar das Sparbuch lebt von einem Versprechen für die Zukunft. Untrennbar mit der Investition in die Zukunft ist die Sinnhaftigkeit der eigenen Aufgabe verbunden. Das ist ein weiteres Feld für neue Dienstleistungen. Es gilt nicht nur Redundanzen und Ineffizienzen zu beseitigen, sondern vor allem auch eine berufliche Sinnhaftigkeit zu vermitteln. Dazu gibt es noch zu wenige Angebote.
Durch die großen Verschiebungen ergeben sich also vielfältige Möglichkeiten. Es stellt sich nun die Frage, wieso es für diese Dienstleistungen einen Bedarf außerhalb großer Unternehmensstrukturen gibt. Es könnten doch auch bestehende Unternehmen einfach wachsen.
Die Antwort auf diese Frage kommt vom Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Ronald Coase: Je höher die Transaktionskosten für eine Dienstleistung sind – also die Kosten, die entstehen, wenn zwei Marktakteure ein Geschäft abwickeln – umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Dienstleistung intern organisiert wird.
Do it yourself-Vision
In den letzten Jahrzehnten hat insbesondere die Digitalisierung zu einer Senkung eben dieser Transaktionskosten geführt. Internationale Videokonferenzen können kostenfrei geführt werden, Webseiten können im Baukastensystem kostengünstig erstellt werden, Marketing kann über Social Media oder Google AdWords kleinteilig oder sogar kostenlos durchgeführt werden und bei Bedarf gibt es auch noch digitale Sekretäre. Plakat- und Fernsehwerbung oder große IT-Abteilungen sind dafür nicht mehr notwendig.
Das hat zur Entwicklung einer breiten Ratgeberliteratur geführt, die angehende Jungunternehmer zum Träumen einlädt. Unternehmen werden in diesen Visionen mit wenig Aufwand aus einer Hängematte unter Palmen geführt.
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Neue kooperative Geschäftsmodelle
Auch wenn das etwas übertrieben sein dürfte: Es gibt tatsächlich neue Geschäftsmodelle, und darunter sind jene am interessantesten, die weitgehend auf die Kontrolle der Ressourcen verzichten oder auf Kooperation ausgelegt sind. Der FC Bayern München profitiert davon, wenn andere Vereine stark sind. Der Schiliftbetreiber braucht Hotels und Restaurants. Google ermöglicht in seinem Ökosystem Geschäftsmöglichkeiten für andere Akteure. Plattformmodelle wie Uber oder Airbnb ermöglichen einfach zugängliche Mikroeinkommen.
Welches Fazit kann man daraus ziehen? Veränderungen schaffen neue Möglichkeiten, auf die man allerdings auch vorbereitet sein muss.
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